Presse: „Österreichische Neulinge erschreckten Liverpool zu Tode“
Magische Nacht ohne Happy End: Bei Salzburg überwog nach dem 3:4 in Liverpool der Stolz. Am Grundziel, international überwintern zu wollen, änderte sich derweil nichts.
Liverpool – Dem 6:2-Auftaktsieg über Genk und der fast geglückten Aufholjagd bei Liverpool zum Trotz will Red Bull Salzburg die Ziele bei der erstmaligen Teilnahme an der Champions League nicht revidieren. „Es ist alles möglich, aber Grundziel bleibt, dass wir international überwintern“, sagte Sportdirektor Christoph Freund nach der 3:4-Niederlage beim Titelverteidiger an der Anfield Road am Mittwoch.
Mit drei Zählern ist Salzburg punktegleich mit Liverpool Dritter, Napoli, das am Mittwoch bei Schlusslicht Genk (1) remisierte, liegt mit 4 Punkten in Front. Die Italiener sind am 23. Oktober (in Salzburg) bzw. am 5. November (auswärts) der kommende Gegner. Um für die K.o.-Phase zumindest in die Europa League umzusteigen, müsste man auf Rang drei vor Genk kommen. „Wir sind immer noch Außenseiter“, erklärte Freund im Hinblick auf den Kampf um einen Achtelfinalplatz in der Champions League. „Nach Napoli wird es sich eh weisen.“
Englische Pressestimmen zum 4:3-Spektakel
The Times: Mohamed Salah rettet Liverpool nach Zusammenbruch gegen Salzburg. (...) Das Bild von Jesse Marschs wildem Lauf an der Seitenlinie wird am stärksten in Erinnerung bleiben. Der Lauf (...) fing die intensive Freude ein, die der Fußball machen kann und die Belohnung dafür, sein Team zu ermutigen, ohne Angst aufzutreten.
The Guardian: Mo Salah sorgte für 4:3-Zittersieg, nachdem RB Salzburg zurückgestürmt war. (...) Die reife Reaktion auf einen hergeschenkten Drei-Tore-Vorsprung unterstrich die Expertise eines europäischen Champions (...). Salzburgs Gegenwehr und die Probleme, die man Liverpools Verteidigung bereitete, dürften den siegreichen Trainer (Jürgen Klopp, Anm.) aber beunruhigt haben.
The Sun: Der amerikanische Trainer Jesse Marsch und seine österreichischen Neulinge erschreckten Liverpool zu Tode. (...) Es war ein verrücktes, außergewöhnliches und unterhaltsames Spiel. (...) Die beeindruckenden Gäste (...) stellten unter Beweis, warum man sie nicht unterschätzen sollte.
Daily Telegraph: 22 Minuten später hatte Salzburg ausgeglichen, profitierte davon, was nur als ungewöhnliche Selbstgefälligkeit der europäischen Champions beschrieben werden kann. (...) Wir werden den Mut und die Überzeugung der Truppe von Jesse Marsch nicht vergessen, aber die schlampigen Gastgeber halfen ihnen dabei.
The Independent: Liverpool war phasenweise fantastisch, phasenweise fehlerhaft. Salzburg, das in zwei Champions-League-Spielen neun Tore erzielt hat, verspricht große Unterhaltung und ging mit gestärkter Reputation aus der Partie.
Vielleicht war es auch Understatement von Freund, der von der Leistung gegen Liverpool sichtlich angetan war. „Wir haben gezeigt, dass wir auch auf diesem Level mitspielen können. Ein 0:3 an der Anfield Road aufzuholen, ist noch nicht vielen Mannschaften gelungen“, sagte Freund. „Es ist nur schade, dass wir unser Spiel in der ersten halben Stunde nicht auf den Platz gebracht haben, nicht so mutig waren. Es wäre noch mehr drinnen gewesen. Wir sind stolz, trotzdem ist es schade, dass wir nichts Zählbares mitnehmen konnten.“
Einmal mehr habe das Team jedenfalls internationale Werbung für den „Bullen“-Kick gemacht. „Ein cooler Fußballabend, der lange in Erinnerung bleiben wird.“ Nicht zuletzt dank Neo-Coach Jesse Marsch. „Den Charakter eines Trainers sieht man auf dem Platz. Wir sind furchtlos, mutig, haben richtig viel Energie, und es macht Spaß, zuzuschauen“, schwärmte Freund, um scherzend anzufügen: „Vielleicht überlegt die UEFA, dass wir nicht so schlecht in die Champions League passen.“ (APA)