Staatsoper

„A Midsummer Night‘s Dream“: Artig geträumte Opernnacht

Alles wird gut in Brittens "Sommernachtstraum": König Oberon (Lawrence Zazzo) gibt der auf einer Blumenwiesenschaukel träumenden Tytania (Erin Morley) ein Versöhnungsbussi.
© Michael Pöhn

Benjamin Brittens „A Midsummer Night’s Dream“ erlebte seine brav gespielte, vor allem musikalisch überzeugende Premiere an der Wiener Staatsoper.

Von Stefan Musil

Wien –„Nun gute Nacht! Das Spiel zu enden, begrüßt uns mit gewognen Händen!“ So schließt Oberons Helferlein Puck den „Sommernachtstraum“ in deutscher Übersetzung. Bei Shakespeare spricht er natürlich Englisch, wie auch in Brittens Oper von 1960, die den Text belässt, doch stark kürzt. Das Wiener Publikum war ebenfalls gewogen, klatschte brav. Immerhin hatte man eine der gelungeneren Premieren der Direktion Dominique Meyer­s erlebt, die 2010 begann und mit dieser Saison zu Ende geht.

Das bedeutet dennoch keinen regietheatralischen Bildersturm, kein großes szenisches Abenteuer. Aber Irina Brooks, die bereits Donizettis „Don Pasquale“ artig auf die Staatsopernbühne brachte, legte einmal mehr eine publikumsfreundliche, von heutigen Interpretationsgelüsten weitgehend befreite Arbeit vor. Ein Spielverderber der gepflegten Opernunterhaltung, wer sich jetzt an die großartige Produktion in der Regie von Damiano Michieletto im Theater an der Wien erinnerte, wo das Stück erst im April 2018 herauskam.

Im großen Wiener Opernhaus reichte es jetzt für die hübsch stimmige Nacherzählung der Geschichte. Und die kennt Irina Brook ganz genau. Immerhin legte ihr Vater, Regisseur Peter Brook, 1970 seine legendäre Inszenierung des Schauspiels vor. Das prägte Irina Brook, wie sie im Vorfeld betonte.

Zweimal hat sie die Komödie, jetzt zum ersten Mal die Oper inszeniert. Letztere relativ zeitlos, doch heutig, in der Ruine eines herrschaftlichen Hauses im antiken Stil, in die bereits die Natur an allen Ecken und Enden hereinwächst (Bühne: Noëlle Ginefri-Corbel). Palast, Wald, Elfenreich, Athen lassen sich so im Einheitsbühnenbild locker unterbringen, durch das, als größtes Schauvergnügen, der Puck von Théo Touvet wirbelt. Der ist Schauspieler, Musiker, Tänzer, Akrobat und jongliert seinen Körper in Saltos, Rädern, drehend in einem Reifen und auf der Liane über die Bühne schwingend durch den Abend. Sein König, Oberon, muss sich dagegen kaum bewegen. Brooks stellt den Countertenor Lawrence Zazzo nämlich hörerfreundlich vor allem an die Rampe, wo er geschmeidig schön zu singen versteht. Seine Tytania darf mehr agieren, wird sogar auf einem Sofa herumgefahren. Diese Agilität zeigt die tüchtig lyrische Erin Morley auch in der Stimme.

Die vier Liebhaber sind in Schuluniformen gesteckt und kommen immer desolater aus dem Elfenwald zurück, wohin sie sich in ihren Liebeswirren verlaufen haben. Mit Valentin­a Nafornita, Rachel Frenkel, Josh Lovell und Rafae­l Fingerlos sind sie sehr gut aus dem Ensemble besetzt, dürfen sich streiten und ganz lieb haben.

Gepflegt lustig wird es bei den Handwerkern. An der Spitze macht Bass Peter Rose (Bottom), mit Saugglocke bewaffnet, deftig komische Figur. Benjamin Hulett (Flute) gibt, mit Plastik-Zöpfchen, beim Schauspiel der Handwerker eine amüsante Thisbe, herzhaft begleitet von Thomas Ebenstein (Snout), Wolfgang Bankl (Quince), William Thomas (Snug) und Clemens Unterreiner (Starveling).

Entzücken rufen die bestens einstudierten Kinder der Opernschule des Wiener Staatsoper hervor.

Den wohl größten Applaus gibt es aber für die Dirigentin Simone Young und das Orchester, die aus Brittens subtil dunkel dräuender Partitur tolle Details und erstaunliche Farben geholt haben.

Verwandte Themen