Einsatzübung in Osttirol: Dem Hochwasser die Stirn bieten
Die Tiroler Wasserrettung übte in Osttirol mit 150 Teilnehmern und Helfern anderer Blaulichtorganisationen für den Ernstfall. Eines der Ziele: für Hochwasser und andere Katastrophen gut gerüstet sein.
Von Daniela Agu
Lienz, Lavant –Samstag, zwölf Uhr mittags, in Lienz – die Sirene erklang zum ersten Mal. Einige Minuten später erschallte ein Zivilschutzalarm. Während sich die Lienzer Bevölkerung vielleicht fragte, was es damit auf sich hatte, und der eine oder andere neugierig aus dem Fenster blickte, versammelte sich die Einsatzleitung der Tiroler Wasserrettung unter der Leitung von Reinhard Hlebetz aus Kitzbühel zum Übungsappell. Am Lavanter Frauenbach kam es zu einem Probetraining, das einer echten Notsituation entsprach.
Die Übungsannahme: Eine Canyoning-Gruppe ist verunglückt, ein Teilnehmer abgestürzt und aus dem untersten Teil des Wasserfalls zu bergen. Ein zweiter liegt verletzt auf mittlerer Höhe. Zwei andere Gruppenmitglieder sind losgelaufen, um Hilfe zu holen, einer davon hat sich im Wald verirrt und muss wiedergefunden werden. Dabei kommt auch die Rettungshunde-Staffel zum Einsatz, die die Wasserrettung hat, insbesondere die so genannten „Man Trail“-Hunde, die allein große Gebiete absuchen können, eine Glocke tragen und so für den Hundeführer zu hören sind.
Landesleiter-Stellvertreter Michael Stock berichtet: „Um die Lageübersicht über das Einsatzgebiet zu verbessern, wurde ein Hubschrauber bemüht. Die Wasserrettung verfügt jedoch seit kurzer Zeit auch über Drohnen, die bei Sturm und schlechter Sicht Helikopter ersetzen.“
Von Freitag, den vierten, bis Sonntag, den sechsten Oktober, fanden sich die Teams der Tiroler Wasserrettungen mit 150 Mitgliedern in der Haspinger Kaserne in Lienz ein, um gemeinsam für den Katastrophenschutz zu üben. „Mut, Geschick und Leistung“ wurden in unterschiedlichen Challenges auf die Probe gestellt, verriet der Landesleiter der Wasserrettung Tirol, Markus Kostner. Während sich das Basislager in der Kaserne befand, wo Kärntner Kollegen die Bereitstellung der Feldküche garantierten, fanden die Übungseinsätze in ganz Osttirol statt.
Zu bewältigen waren unterschiedlichste Szenarien im Zusammenhang mit Evakuierungen in überschwemmten Gebieten. Suchen, Retten und Bergen aus verschiedensten Flüssen, Seen und Canyons wurde mit speziellen und unterschiedlichsten Booten geübt. Orte waren unter anderem der Tassenbacher Speicher und der Obersee am Staller Sattel. Ein Tauchroboter (ROV – Remotely Operated Vehicle) aus Innsbruck unterstützte den Übungseinsatz. Unterstützt wurden die Aktionstage vom Roten Kreuz Osttirol, den freiwilligen Feuerwehren, der Bezirkshauptmannschaft Lienz und zahlreichen Gemeinden in Osttirol.
„Die Teilnehmer kommen aus allen Fachbereichen“, schildert Kostner. Wildwasserretter, Bootsführer (Nautiker), Taucher und Führungspersonal stellten sich den harten Aufgaben. Den Frauenanteil bei der Wasserrettung beziffert Kostner mit ungefähr einem Drittel, wobei Frauen in allen Funktionen vertreten sind.
Kostner erklärt: „Das Kernthema der Übungsreihe war der Hochwasserschutz, wir bereiten uns auf den Katastrophenfall vor.“ Kostner erinnert sich an große Einsätze, an denen sich die Tiroler Wasserrettung erfolgreich beteiligt hatte. 2013 war die Nordtiroler Ortschaft Kössen unter Wasser gestanden, Muren und Schlamm hatten den Verkehr lahmgelegt. Zwei Tiroler Teams wurden 2014 zum Katastropheneinsatz nach Bosnien entsandt. Im Oktober 2018 standen auch Retter aus Nordtirol bereit, um die Unwetterkatastrophenteams in Osttirol zu unterstützen. Damals hatte Sturmtief Vaia im ganzen Bezirk und darüber hinaus für große Verwüstungen gesorgt.