Film und TV

Nächtliche Streifzüge zu den Schätzen am Rande des Kanons

Vanessa Paradis will ihre Freundin zurückerobern und muss in „Messer im Herz“ einen Mörder stellen.
© Salzgeber

Mit „Der Tod kommt zweimal" drehte Brian De Palma Anfang der 1980er-Jahre einen wunderbar verqueren Schmuddelfilm über die Schmuddelfilmindu...

Mit „Der Tod kommt zweimal" drehte Brian De Palma Anfang der 1980er-Jahre einen wunderbar verqueren Schmuddelfilm über die Schmuddelfilmindustrie. Kurz davor suchte William Friedkin in „Cruising" einen Messerstecher in New Yorker Schwulenbars. Beide haben sich film- und formensprachlich nicht zuletzt daran orientiert, was gut ein Jahrzehnt davor zumeist unter italienischer Federführung als Europudding-Schlitzerfilme, oder schlicht „Giallos", die Bahnhofskinos flutete: behandschuhte Mörder, technicolorrote Blutspritzer auf modernistischen Beistelltischchen, verwegene Kamerafahrten über Stock und Stein, Plüsch und Plunder. Gemein ist „Giallos" und ihren transatlantischen Nachfolgern, dass sie ihre Themen atmosphärisch ausleuchten: Plots sind zweitrangig, suggestive Überwältigung ist alles.

Der Franzose Yann Gonzales mischt in seinem jüngsten Film „Messer im Herz" Motive, Settings und Stimmungen des Giallos — und verrührt sie zum rührenden, herzzerreißend irritierenden Reißer: Eine Schwulenpornoproduzentin (Vanessa Paradis) will — wir schreiben das Jahr 1979 — das Herz ihrer Cutterin zurückerobern, drum herum wird gedreht und gestorben — die Polizei rätselt, die Produzentin ermittelt selbst. Beim Filmfestival in Cannes 2018 wurde „Messer im Herz" gefeiert.

Am Samstag, 22.30 Uhr, kommt der Film im Innsbrucker Cinematograph zur Tirolpremiere. Als Abschluss der Kinoreihe „Nachtvisionen", mit der die Macher des Festivals Diametrale an die schaurig-schöne Tradition der Spätvorführungen erinnern — und Schätze am Rande des vielgefeierten Kinokanons heben wollen.

Den Auftakt macht heute Abend Zbyne?k Brynychs Siebzigerjahre-Schickeria-Schocker „Engel, die ihre Flügel verbrennen" (20.30 Uhr, Leo­kino). Am Donnerstag folgt das österreichische Ganoven-Lehrstück „Schamlos", in dem Udo Kier 1968 eine seiner ersten Hauptrollen spielte (22.30 Uhr, Leokino). Und am Freitag (22.30 Uhr, Cinematograph) steht mit Bertrand Mandicos „The Wild Boys" eine weitere Tirolpremiere an. (jole)

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