Veruntreuung beim Krippenverband: Revolution vorerst vertagt
Nach der Veruntreuung des Verbandsvermögens planten die Krippeler die Abberufung des Vorstandes. Die Revolution blieb aber aus.
Von Thomas Hörmann
Zirl –Der wohl größte Kriminalfall in der Vereinsgeschichte überschattete am Samstag die Tagung des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs in Zirl. Dabei ging es vor allem um die Frage, wie die Veruntreuung von insgesamt fast einer halben Million Euro jahrelang unbemerkt bleiben konnte. Der Tiroler Krippenverband und die übrigen Bundesländervereine wollten zunächst sogar die Vorstände der Dachorganisation stürzen und Schadenersatz einfordern. So weit kam es allerdings nicht – die Revolution wurde vorerst vertagt.
Der Hintergrund: Wie bereits mehrfach berichtet, soll die frühere Geschäftsführerin des Österreichischen Krippenverbandes über 480.000 Euro veruntreut haben. Als die Malversationen im März aufflogen, erstattete die Oberländerin Selbstanzeige. Wie am Freitag bekannt gegeben wurde, hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die Frau erhoben.
Für die Krippenfreunde dürfen die Verbandsrücklagen für immer verloren sein. „Wir müssen davon ausgehen, dass wir von der Frau kein Geld zurückbekommen“, zerstörte Rechtsanwalt Markus Altenweisl, der den Verband in der Causa vertritt, die Illusionen der Vereinsmitglieder. Weiters vermutet der Anwalt, dass die frühere Geschäftsführerin trotz einer Strafandrohung von bis zu zehn Jahren Haft mit einem blauen Auge bzw. einer Fußfessel davonkommen wird: „Sie hat Selbstanzeige erstattet und 23.000 Euro zurückgezahlt.“ Altenweisl riet weiters dringend davon ab, die Verbandsfunktionäre mit Schadenersatzklagen in die Pflicht zu nehmen: „Das würde nur zur Selbstzerfleischung führen und den Verein zerstören.“ Verdienen würden nur die Anwälte. Das sah auch Verbandspräsident Herwig van Staa so. Obwohl schon „geprüft gehört, wie die Kassierin sagen konnte, sie habe mit den Finanzen nichts zu tun“. Letztendlich folgten die Bundesländer-Funktionäre dem Rat Altenweisls und zogen die Anträge auf Enthebung der Verbandsspitze und Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen zurück. Entlastet wurde der Vorstand allerdings nicht.