Herbert Pixner und die Berliner Symphoniker: Heller Glanz, absolut rostfrei
Ein hochklassiges Treffen zweier musikalischer Welten: Die „Berliner Symphoniker“ und das „Herbert Pixner Projekt“ gastierten im ausverkauften Innsbrucker Congress.
Von Markus Schramek
Innsbruck –Der Saal Tirol im Innsbrucker Congress könnte eine Behübschung vertragen. Das sieht offenbar auch Herbert Pixner so. Also greift der musikalische Vielseitigkeiter in seinen Requisitenfundus. Dort befindet sich ein 91 Quadratmeter großes Werk des Innsbrucker Künstlers Horst Rainer: ein „Rostbild“, mühsam erarbeitet durch den Kontakt eines Segeltuchs mit speziell zugeschnittenen, angerosteten Stahlplatten.
Dieses Großformat dient als Blicke fangendes Bühnenbild für das neueste Experiment des nimmermüden Südtirolers Pixner. Mit dem Herbert Pixner Projekt traf der Multiinstrumentalist am Sonntagabend auf die Berliner Symphoniker, beim ersten von zwei Konzerten im Saal Tirol.
„Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ lautet der Titel des Rainer’schen Bühnenhintergrunds. Dem ist fraglos oft so, nicht aber im Falle dieses Konzerts. Denn Pixners Kombo und das klassische Kollektiv aus der deutschen Hauptstadt legen einen durchgängig glänzenden Auftritt hin.
Grenzen zwischen erhabener Sinfonik und handgestrickter Populärmusik (mit volksmusikalischem Substrat) verschwimmen. Nein, noch besser: Solche Barrieren sind gar nicht erst vorhanden.
Das beste und vorderste Beispiel dafür ist Symphoniker-Dirigent Wolfgang Rögner (dem Anlass entsprechend im Casual-Look samt Jeans erschienen). Immer wieder hebt er dirigierenderweise zu einem kleinen Hopser ab, getragen von den vielen guten Vibes, die von der Klangpartnerschaft des Abends ausgehen. Rögner ist bei Weitem nicht der einzige Genießer auf der Bühne. Musiker, die gerade pausieren, klatschen heftig Beifall oder zücken Handys, um die Kollegen bei der solistischen Arbeit zu filmen.
Herbert Pixner ist ganz in seinem Element – musikalisch wie als Conférencier ein Naturtalent. Im hautengen Outfit (Style: Mariachi minus Sombrero) hockt er da, die Beine lässig überkreuzt, das Arbeitsgerät neben sich aufgereiht: diatonische Harmonika, Klarinette, Trompete, Saxofon. Er changiert zwischen Instrumenten, gerne auch mehrmals pro Stück.
Virtuos ist sein Spiel und unmittelbar ansprechend, egal womit. Nervosität scheint ihm fremd. In launigen Ansagen schäkert er mit dem „besten hochqualifizierten Publikum“, das er gar nicht erst für sich gewinnen muss. Pixner-Fans sind die Zuhörer samt und sonders schon vorher.
Songs der neuen CD „Lost Elysion“ und eine Handvoll älterer Stücke wurden unter großem Aufwand für großes Orchester umarrangiert. Die Gefahr, dass, mit so vielen Streichern auf der Bühne, der Schmalztiegel ordentlich übergeht, besteht bei einem derartigen Crossover stets.
Aber nix da. Pixners Kerntruppe und die Vierzigschaft in seinem Rücken fügen sich fast schon unheimlich gut an- und ineinander. Keine Drängelei, keine Wichtigtuerei. Stattdessen perfekt abgestimmter Sound, der prospektiv für eine Live-CD mitgeschnitten wird.
Und wie schön das klingt. „Morgenrot“, „Anna“ oder „Lost Elysion“ laden zum Tag- bzw. Abendträumen ein. Stücke wie „Serpent“ oder „Alps“ zeigen das weit fortgeschritten rockige Klangbild, das Pixner in jüngerer Zeit in den Vordergrund rücken lässt.
Pixner ist der Star. Doch zu seiner Rechten sitzt, von einem Gipsfuß wenig beeindruckt, ein weiterer Großkönner. Der Bozner Manuel Randi entlockt diversen Gitarren eine Staunen machende Vielfalt: verspielte E-Gitarren-Soli wie anno dazumal, zartbesaitete (sic!) Zupftechnik, feurig-entflammten Flamenco.
Man könnte noch viel faseln über die fantastische Musikalität dieses Konzerts. Ganz gerecht wird man dieser mit Worten aber ohnehin nie.