Vier Demonstranten in irakischer Stadt Kerbala erschossen

Bei Ausschreitungen am Rande von regierungskritischen Protesten sind im Irak vier Menschen getötet worden. Demonstranten versuchten in der Nacht zum Montag das iranische Konsulat in der Stadt Kerbala in Brand zu setzen. Sicherheitskräfte setzten scharfe Munition ein und erschossen nach Angaben von Rechtsmedizinern vier Menschen.

Die Wut der Demonstranten im Irak, die mittlerweile einen „Sturz des Regimes“ fordern, richtet sich seit Tagen vermehrt auch gegen den benachbarten Iran. Der Iran hat wie auch die USA großen Einfluss im Irak. Während sich die US-Regierung mit Äußerungen zur Krise in dem Land bisher zurückhielt, reiste der iranische General Ghassem Suleimani im vergangenen Monat mehrfach in den Irak.

Suleimani ist der Kommandant der Elitetruppe für Auslandseinsätze der Revolutionsgarden. Er spielte in den vergangenen Jahren eine wichtige Rolle bei der Koordination des Kampfes gegen Gegner der Regierung von Staatschef Bashar al-Assad in Syrien. Im Iran gilt der General als Kriegsheld und genießt großes Ansehen.

„Kerbala frei, raus mit dem Iran“, stand auf Fahnen, die Demonstranten in der Nacht zum Montag vor der diplomatischen Vertretung des Irans in der heiligen Stadt der Schiiten schwenkten. Teilnehmer versuchten nach Berichten von AFP-Korrespondenten, über die Mauern des Konsulats zu klettern und Feuer zu legen. Sicherheitskräfte gaben daraufhin Schüsse ab.

„Sie wollen uns töten, nicht auseinander treiben“, beklagte ein Demonstrant das Vorgehen der Sicherheitskräfte. „Wir wollen einfach, dass unser Land frei ist, ohne von einem anderen Land gesteuert zu werden“, ergänzte er mit Blick auf den Einfluss des Iran.

Im Irak protestieren seit Anfang Oktober Zehntausende gegen Korruption und die hohe Arbeitslosigkeit im Land. Die Demonstranten werfen dem Nachbarstaat Iran auch vor, für das korrupte System im Irak mitverantwortlich zu sein.

Die von Studenten und Gewerkschaften organisierte Protestbewegung wendet sich mittlerweile gegen die gesamte politische und religiöse Führung des Landes. Bisher wurden mehr als 250 Menschen bei den Protesten getötet, die meisten von ihnen Demonstranten.

Regierungschef Adel Abdel Mahdi rief die Bevölkerung am Sonntagabend auf „zum normalen Leben zurückzukehren“. „Zahlreiche Forderungen“ der Protestbewegung seien bereits erfüllt worden.

Die bisherigen Zusagen zu vorgezogenen Neuwahlen und Reformen beschwichtigten die Demonstranten bisher jedoch nicht. In zahlreichen Städten des Landes gab es weiter Protestaktionen. Im südlichen Amara blockierten Demonstranten den Zugang zu zwei Ölfeldern, in der südlichen Stadt Um Qasr den Weg zum Hafen. Dutzende Schiffe konnten dort nach Angaben aus Behördenkreisen nicht entladen werden.