Bis zu einer Million Euro für das Ibiza-Video?
Der ehemalige FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache wollte laut Medienberichten das komplette Skandal-Video kaufen. Anwalt dementiert das.
Wien – Das skandalöse Ibiza-Video beendete die Polit-Karriere von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und seinem Vize Johann Gudenus. Strache trat von allen Ämtern zurück – auch vom Posten des Vizekanzlers. Auf einer Finca in Ibiza hat Strache im Sommer 2017 das heimische Wasser, österreichische Medien, Staatsaufträge und noch mehr einer vermeintlichen Oligarchen-Nichte feilgeboten. Im Mai dieses Jahres flog die Geschichte auf, als deutsche Medien Mitschnitte aus dem Video veröffentlichten. Das gesamte mehrere Stunden umfassende Video-Material wurde mit Verweis auf medienrechtlich heikle Stellen geheim gehalten.
Nun berichten Presse und Standard, dass Strache die ungeschnittene Version erwerben wollte. Demnach soll der Ex-Parteichef bzw. sein Umfeld über diverse Kanäle den Hintermännern des Ibiza-Clips bis zu einer Million Euro angeboten haben. Straches Anwalt bestreitet das. Es bestehe „seit der erstmaligen Veröffentlichung des Ibiza-Videos seitens meines Mandanten ein erhebliches und nachvollziehbares Interesse, das gesamte Video-Rohmaterial zu sichten. Geld für die Herausgabe des Videos hat mein Mandant zu keinem Zeitpunkt angeboten“, zitieren die beiden Zeitungen Straches Anwalt Johann Pauer.
Neben Strache versucht auch die ermittelnde Staatsanwaltschaft an das Video zu gelangen – bisher ohne Erfolg. Die Sonderkommission zur Ibiza-Affäre (Soko Ibiza) ermittelt jedenfalls weiter. Ende September wurde der Ex-Vertraute und Leibwächter von Strache verhaftet. Der Security dürfte auch bei der Entstehung des Ibiza-Videos mitgespielt haben. Als mutmaßlicher Hintermann des Ibiza-Videos wird der Wiener Anwalt M. vermutet.
Nicht nur das Ibiza-Video beschäftigt Strache. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft wurde bei Strache, Gudenus und anderen im August vorstellig und führte dort Hausdurchsuchungen durch. Dabei ging es um die Bestellung des Casinos-Austria-Finanzvorstands Peter Sidlo, der auch FPÖ-Bezirksrat in Wien war. Der Verdacht lautete, Sidlo sei vom Casinos-Miteigner Novomatic nach einem politischen Deal in den Vorstand entsandt worden. Strache wies die Vorwürfe zurück.
An die Öffentlichkeit kam auch, dass Strache nicht nur über ein großzügig dotiertes Spesenkonto (der Wiener Landespartei) in Höhe von 10.000 Euro monatlich verfügte, sondern von der Wiener FPÖ auch pro Monat 2500 Euro „Mietzuschuss“ erhielt. Zuletzt wurde Straches Facebook-Konto von der FPÖ stillgelegt. Straches Anwalt hatte rechtliche Schritte an- gekündigt.
In der FPÖ mehren sich seitdem die Stimmen für einen endgültigen Schlussstrich unter das Kapitel Strache. Parteigranden fordern den Ausschluss des bisher nur suspendierten ehemaligen Obmanns. (sas)