Buchpreis

Preisregen für zwei Tiroler Autoren: Gstrein und Lehner ausgezeichnet

Norbert Gstrein.
© Thomas Böhm

Für seinen Roman „Als ich jung war“ erhielt Norbert Gstrein am Montag den mit 20.000 Euro dotierten Österreichischen Buchpreis. Die Tirolerin Angela Lehner erhielt den Debütpreis für „Vater unser“.

Von Gerlinde Tamerl

Innsbruck – Der mit 20.000 Euro dotierte Österreichische Buchpreis, der am Montag zum vierten Mal im Kasino am Schwarzenbergplatz in Wien verliehen wurde, geht in diesem Jahr an den in Hamburg lebenden Tiroler Schriftsteller Norbert Gstrein. Hoffentlich hallte der Jubel auch in die entlegensten Tiroler Täler, denn der aktuelle Roman „Als ich jung war“ des 1961 in Mils bei Imst geborenen Autors spielt unter anderem im touristischen Epizentrum Tirols.

Im Mittelpunkt von Gstreins fintenreich erzähltem Roman steht ein junger Mann namens Franz, der im hintersten Tal lebt und sich unfreiwillig als Hochzeitsfotograf betätigen muss. Das gewinnbringende Geschäft seines Vaters ist es nämlich, Hochzeiten zu organisieren. Im Verlauf des Romans macht sich Protagonist Franz wegen Missbrauchs und zweier Todesfälle verdächtig und flüchtet schließlich vor sich selbst.

Literarisch brillant komponiert, erforscht Gstrein die ambivalente Gefühlswelt dieses jungen Mannes und führt dem Lesenden vor Augen, dass Erzähltes vor allem Ungewissheiten offenbart. „Franz erzählt uns seine Geschichte, aber je mehr Details er vorbringt, umso unsicherer wird der Leser“, befand die Jury.

Gstrein, der für sein literarisches Werk bereits vielfach ausgezeichnet worden ist, war allerdings bei der Verleihung nicht persönlich anwesend.

Angela Lehner wurde mit dem Debütpreis ausgezeichnet.
© APA

Debütpreis für Angela Lehner

Gleichzeitig mit dem Österreichischen Buchpreis wurde auch der mit 10.000 Euro dotierte Debütpreis 2019 verliehen. Diese Auszeichnung erhielt die 1987 in Klagenfurt geborene und in Osttirol aufgewachsene Schriftstellerin Angela Lehner für ihren Roman „Vater unser“. Auch Angela Lehner beschäftigt sich mit der Provinz. Sie schildert das Aufwachsen einer hochkomischen Geistesgestörten namens Eva in der erzkatholischen Kärntner Dorfidylle. Für die Buchpreis-Jury ist ihr Roman „Familiengeschichte, Krankenhausreport und Krimi in einem“.

Der Österreichische Buchpreis wird vom Bundeskanzleramt, dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Arbeiterkammer Wien ausgerichtet. Die bisherigen Auszeichnungen gingen an Friederike Mayröcker (2016), Eva Menasse (2017) und Daniel Wisser (2018).

Die leer ausgegangenen Finalisten beider Preise erhalten jeweils 2500 Euro. Auf der Shortlist standen auch Raphaela Edelbauer („Das flüssige Land“), Karl-Markus Gauß („Die abenteuerliche Reise durch mein Zimmer“), Sophie Reyer („Mutter brennt“) und Clemens J. Setz („Der Trost runder Dinge“).

Für Diskussionen im Literaturbetrieb sorgte der Umstand, dass Gstreins Roman beim Deutschen Buchpreis übergangen wurde. „Der Österreichische Buchpreis für Norbert Gstrein“, erklärt der SWR-Literaturkritiker Carsten Otte in einem Telefongespräch mit der TT, „ist auch als eine Art Wiedergutmachung im deutsch-österreichischen Literaturpreishimmel zu verstehen, hatte die Jury des Deutschen Buchpreises, in der mit Literaturwissenschafterin Daniela Strigl und Buchhändlerin Petra Hartlieb immerhin zwei Österreicherinnen saßen, Gstreins literarisch so überzeugenden Roman noch nicht mal auf die Longlist gesetzt.“

Verwandte Themen