Tiroler Wirtschaftsforum: Zahlen per Handy ist erst der Anfang
Die gebürtige Tirolerin Susanne Steidl, Chief Product Officer und Mitglied des Wirecard-Vorstands, über die Alternativen zum Bargeld.
Innsbruck –Ein Großteil der Zahlungen wird weltweit cash abgewickelt – noch. Denn trotz der 80 bis 85 Prozent Bargeld-Zahlungen wächst der Markt fürs digitale Zahlen, weiß Susanne Steidl, Chief Product Officer und Mitglied des Vorstands bei Wirecard. Das deutsche Unternehmen ist ein Innovationstreiber im Bereich Financial Commerce – und managt für 279.000 Kunden den digitalen Zahlungsverkehr.
Im Vorjahr wurden bei Wirecard 125 Milliarden Euro Transaktionsvolumen gezählt, der Umsatz ist um 35 Prozent gewachsen. Und das Geschäft wird weiter ausgebaut. Seit dieser Woche werden dank eines Zukaufs Zahlungsdienste in China angeboten. „Darum haben sich viele Mitbewerber bemüht“, berichtet Steidl. Nun ist auch Wirecard auf diesem „Riesenmarkt“ aktiv.
Ein Meilenstein für das Unternehmen, das auch in Wien und Graz rund 140 Mitarbeiter beschäftigt, war der Börsengang 2018. Es folgten kritische Berichte in der Financial Times, was Steidl mit dem „komplexen Geschäftsmodell“ von Wirecard kommentiert, das man „vielleicht nicht so gut erklärt“ habe. So steht Wirecard bei digitalen Zahlungen im Hintergrund – auch wenn die Transaktion über die Plattform des Unternehmens abgewickelt wird. Eine wichtige Zäsur sei außerdem die strategische Kooperation mit dem japanischen Technologieriesen Softbank gewesen. Damit haben sich neue Möglichkeiten ergeben, erzählt Steidl. Denn in der Fintech-Branche sei „Geschwindigkeit wesentlich“, innovative Dienstleister seien „mit einem Höllentempo“ unterwegs.
Aus diesem Grund werden Entwicklungen und Experimente – vor allem aus Asien – genau beobachtet. Die Trends der Zukunft umfassen das Bezahlen per Handy oder Smart-Watch, auch das Abbuchen durch Finger- oder Handabdruck oder Gesichtserkennung sei möglich. Da beim Zahlen das Vertrauen eine große Rolle spielt, sei Sicherheit wichtig. „Wo Geld ist, ist auch Betrug“, weiß Steidl. Das Ziel sei, diesen kriminellen Technologien einen Schritt voraus zu sein. (ritz)