Protest von Kriegsopferverbänden in Sarajevo gegen Handke

Vertreter mehrerer bosnischer Kriegsopferverbände haben am Dienstag vor der schwedischen Botschaft in Sarajevo eine Protestkundgebung gegen die Zuerkennung des Literaturnobelpreises an den österreichischen Schriftsteller Peter Handke abgehalten. Laut Medienberichten wollen die Vereinigungen von Opfern und Augenzeugen des Völkermords bis 10. Dezember wöchentlich gegen die Entscheidung protestieren.

Der 10. Dezember ist der Tag der Überreichung der Nobelpreise. Auf den Plakaten, die von Protestteilnehmern getragen wurden, war u.a. zu lesen: „Der Nobelpreis an Peter Handke ist ein Preis an Slobodan Milosevic“ (den ehemaligen Präsidenten Serbiens und Jugoslawiens, Anm.). Handke hatte 2006 beim Begräbnis von Milosevic eine Rede gehalten.

Neun Verbände von Kriegsopfern und Kriegsgefangenen haben laut der Tageszeitung „Oslobodjenje“ kürzlich in einem gemeinsamen Schreiben an das Nobelkomitee für Literatur ihren Protest und Enttäuschung über den heurigen Preisträger des Literaturnobelpreises bekundet. Mit der Entscheidung der Schwedischen Akademieder Wissenschaften würden die Völkermordopfer beleidigt, hieß es in dem Schreiben.

Behara Hasanovic, eine der Teilnehmerinnen der Protestaktion, die in Srebrenica ihren Sohn und Mann verloren hatte, war nach eigenen Angaben von der Entscheidung der Schwedischen Akademie fast so tief wie „von den Ereignissen im Sommer 1995“ getroffen worden. Nach der Einnahme der muslimischen Enklave Srebrenica wurden von bosnisch-serbischen Truppen rund 8.000 Stadteinwohner ermordet. Der Nobelpreis an Handke sei eine „Katastrophe und Schande“, meinte Hasanovic gegenüber „Oslobodjenje“.