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Tiroler Golf-Ass Wolf: „Es ist gut, dass wir auch aufzeigen“

Die Tirolerin Christine Wolf gilt als Hoffnungsträgerin beim Olympia-Golfturnier in Tokio.
© gepa

Die Tiroler Profi-Golferin Christine Wolf (30) erzählt im TT-Gespräch über ihren Premierensieg in Indien, warum sie das Olympiaticket für Tokio 2020 in der Tasche hat und wo Frauen noch Nachholbedarf haben.

Innsbruck – Christine Wolf steht am 134 Meter hohen Turm der Bergiselschanze und schwingt ihr Eisen. „Von hier hat man einen genialen Ausblick“, erzählt die 30-jährige Tirolerin mit einem Lächeln im Rahmen eines Presse-Events für die „In City Golftour 2020“ in Innsbruck. Im Gespräch mit der TT blickt die Tirolerin auf ihre Traumsaison zurück und auf Olympia voraus.

Von einer Schanze haben Sie wohl noch nie einen Golfball abgeschlagen ...

Christine Wolf: Auf dem Bergisel beim Skispringen zuschauen war ich ja schon öfters. Von hier einen Golfball zu schlagen ist aber etwas Besonderes, das ist schon hoch.

Dabei schweben Sie nach Ihrem ersten Sieg auf der Europa-Tour, beim Hero Indian Open in Gurgaon, noch auf Wolke sieben. Wie gut fühlt sich das an?

Wolf: Es ist ein unglaublich schönes Gefühl. Man stellt sich das ja oft vor im Traum, aber wenn man es wirklich durchzieht, dann braucht man eine Zeit, bis man es realisiert.

Sie waren im Vorjahr in Indien bereits Zweite.

Wolf: Letztes Jahr habe ich auf dem Platz auch gut gespielt und habe die Chance am letzten Loch vergeben. Diesmal habe ich gewusst, dass meine Form wieder passt. Die Mit­favoritinnenrolle war da, aber ich bin ruhig geblieben und konnte einfach mein Ding durchziehen.

Es hat ja schon sehr lange keine Damen-Siegerin aus Österreich gegeben.

Wolf: Ich bin seit zehn Jahren die erste Dame. Bernd Wiesberger hat bei den Herren schon öfters gewonnen. Es ist gut, dass wir jetzt auch aufzeigen.

Welchen Stellenwert hat Damen-Golf in Österreich?

Wolf: Es ist schwierig. Wir haben kein einziges Turnier in Österreich, das ist schade, weil ich mir sicher bin, dass viele Leute zuschauen würden. Das Turnier mit der geringsten Entfernung zu Tirol ist in Frankreich.

Nach ihrem Premierensieg auf der Europa-Tour schlug Christine Wolf kürzlich am Bergisel ab.
© InCityGolf

Was sind die größten Unterschiede zu den Männern?

Wolf: Bei uns geht es auch um viel weniger Preisgeld als bei den Herren, das ist der größte Unterschied. Ich hoffe, dass sich das irgendwann anpasst.

Was gefällt Ihnen am Golf?

Wolf: Es ist die Herausforderung, dass kein Schlag gleich ist. Man kann es nie zu 100 Prozent wiederholen. Man probiert es, aber es geht nicht exakt gleich.

Auf welchen Plätzen trainieren Sie?

Wolf: Wenn ich in Tirol bin, zuhause im Olympiagolf Igls oder bei meinem Trainer Steve in Westendorf. Zum Spielen ist es aber überall in Tirol einfach sehr schön.

Wie schaut es mit dem Tiroler Golfnachwuchs aus?

Wolf: Es gibt schon ein paar Talente, die nachkommen. Es ist nicht leicht für die Tiroler, weil viele Turniere im Osten oder Süden von Österreich sind und das mit langen Fahrzeiten verbunden ist. Ich hatte Glück, dass meine Eltern viel mit mir gefahren sind.

Ganz wichtig ist die Olympia-Qualifikation. Da sind Sie ja sehr gut im Rennen.

Wolf: Die Quali läuft noch bis Juni 2020, aber eigentlich sollte es jetzt schon passen. Ich habe sehr gute Chancen.

Haben Sie das olympische Green rund eine Stunde außerhalb von Tokio bereits unter die Lupe genommen?

Wolf: Noch nicht, aber im Frühling werde ich das tun. Es ist wie bei jedem anderen Turnier: anschauen, einprägen und dann spielen. Es hilft, wenn man einmal im Vorfeld auf dem Platz spielt. Dann kennt man das Layout und wie das Gras beschaffen ist.

Wie ist das Gras in Japan?

Wolf: Ich weiß es noch nicht, aber es ist sicher anders als in Tirol. Ich denke, dass es Bermudagras ist. Da muss man anders spielen, weil der Ball ganz anders rauskommt. Bei meinem Sieg in Indien war auch Bermudagras, diese Plätze mag ich ganz gerne.

Zum Saisonfinale stehen noch zwei Turniere in Spanien (ab 28.11.) und Kenia (ab 5.12.) an. Haben Sie noch Energie?

Wolf: Die Saison war schon lange. Vom Kopf her ist es nie abgeschlossen, bevor das letzte Turnier vorbei ist. Ich kann jetzt noch im Freien sein, im Dezember muss man drin trainieren.

Wie lautet die Zielsetzung fürs Saisonfinale?

Wolf: So weit oben zu sein wie möglich. Derzeit bin ich Dritte in der Gesamtwertung, der erste Platz wäre schon cool.

Das Gespräch führte Benjamin Kiechl

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