57. Viennale endet mit Preisträgern und einem Gescheiterten
Mit der Literaturadaption „Martin Eden“ von Pietro Marcello geht am Abend die 57. Viennale im Gartenbaukino zu Ende. Das zweite Festival unter Direktorin Eva Sangiorgi hatte zwar einen Spieltag weniger als im Vorjahr, mit 92.100 Besuchern verbuchte man aber annähernd so viele wie beim Debüt der Italienerin (2018: 93.200). Die Auslastungszahlen wollte man auf APA-Nachfrage nicht bekanntgeben.
Dafür stehen die diesjährigen Preisträger, die bei der abendlichen Gala ausgezeichnet werden, fest. Der Wiener Filmpreis für den besten österreichischen Film geht an „Space Dogs“ von Elsa Kremser und Levin Peter. Das österreichisch-deutsche Regieduo beschäftigen sich darin nicht nur mit Laika, der ersten Hündin im Weltraum, sondern verknüpft ihr Schicksal mit Straßenhunden im heutigen Moskau. „Dieser Film ist voll von Erfahrungen, die man so noch nicht gemacht hat und voll von Bildern, die man so noch nie gesehen hat“, urteilte die aus Alexander Charim, Herwig Kempinger und Helga Rössler bestehende Jury. „Space Dogs“ sei letztlich weder Spiel-, noch Dokumentarfilm, sondern erfinde „seine eigene Form“.
Mit dem Spezialpreis der Jury wird Sebastian Brameshubers „Bewegungen eines nahen Berges“ bedacht, der sich anhand seines Protagonisten mit dem Auto- und Ersatzteilhandel zwischen Österreich und Nigeria auseinandersetzt. „Ein ruhiger, poetischer, berührender Film, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet, der nicht vorher weiß, was er finden wird“, heißt es dazu in der Begründung. Der Wiener Filmpreis ist mit 6.000 Euro (Bester österreichischer Film) bzw. 4.000 Euro (Spezialpreis) sowie weiteren Zuwendungen durch Sponsoren dotiert.
Ebenfalls vergeben wird am Abend der „Standard“-Publikumspreis an einen Film, der noch keinen Verleih in Österreich hat: Die Leserjury entschied sich für die russische Produktion „Dylda“ von Kantemir Balagov, in der Geschichte zweier Frauen kurz nach dem Zweiten Weltkriegs erzählt wird, die sich in einem Leningrader Lazarett um Verletzte kümmern. Der Film nehme eine „radikal subjektive und vor allem weibliche Perspektive ein, um die zerstörerischen Folgen des Krieges zu zeigen“, so das Urteil. Er veranschauliche aber auch „die Kraft, die aus der Auflehnung gegen die vergangenen, bis in die Gegenwart reichenden Schrecken entspringt“.
Wie im Vorjahr zwei Gewinner gibt es beim Erste Bank MehrWERT-Filmpreis: Dieser geht ex aequo an „Space Dogs“ von Kremser und Peter sowie „L‘avenir? de F.v.G?“ von Friedl vom Gröller. Die zum neunten Mal vergebene Auszeichnung bringt für die Regisseure einen zweimonatigen Aufenthalt in New York in Verbindung mit Screenings der prämierten Arbeiten. Und den FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik für den besten Erst- oder Zweitfilm im Festivalprogrammen konnte sich Anna Sofie Hartmann für „Giraffe“ sichern.