„Lieber Antoine als gar keinen Ärger“: Die Rache eines Unschuldigen
In „Lieber Antoine als gar keinen Ärger“ ist den Bildern nicht zu trauen: Die Bösen sind die Guten.
Innsbruck –Während andere Mütter zum Märchenbuch greifen, um ihre Kinder zum Einschlafen zu bringen, öffnet Yvonne (Adèle Haenel) abends eine Tür zur Fantasie, hinter der hartgesottene Action geboten wird. Im Stil der 70er-Jahre-Filme mit Jean-Paul Belmondo wütet Polizist Santi (Vincent Elbaz) in den Brutstätten des Verbrechens.
Wie er den Gangstern Messer in die Schädel rammt oder Knochen bricht, könnte einen Fünfjährigen überfordern und das Schlimmste für die Zukunft erwarten lassen. Doch der Knirps ist süchtig nach diesen Geschichten aus dem Polizeialltag, nebenbei bewältigt Yvonne, ebenfalls Polizistin, den Verlust des geliebten Mannes, der bei einem Einsatz getötet wurde.
Doch Santi war ein korrupter Beamter, der mit Intrigen ein Netz aus Terror über die kleine Küstenstadt gesponnen hat. Nach der schockierenden Erkenntnis werden Yvonnes Erzählungen behutsamer, tagsüber bemüht sie sich um Wiedergutmachung.
Da gibt es etwa Antoine (Pio Marmaï), der seit acht Jahren für einen von Santis Raubüberfällen unschuldig im Gefängnis sitzt. Yvonne erreicht zwar seine Freilassung, doch die Haft hat aus dem freundlichen ehemaligen Goldschmied einen Mann gemacht, den nicht einmal seine empfindsame Frau Agnès (Audrey Tautou) wiedererkennen kann.
Der französische Regisseur Pierre Salvadori steht vor allem für leichte Sommerkomödien, die seit seiner Zusammenarbeit mit Audrey Tautou mehr zu süßen, wenn auch erfolgreichen Nichtigkeiten geworden sind.
In „Lieber Antoine als gar keinen Ärger“ (Original: „En Liberté!“) orientiert sich Salvadori, was Dialogwitz und Gags betrifft, an den schnellen Komödien Billy Wilders. Und die seit „Die fabelhafte Welt der Amélie“ als Prinzessin der guten Laune gefeierte Tautou tritt für Adèle Haenel in die zweite Reihe.
Es ist dann auch Haenels Ernsthaftigkeit in manchen komischen Szenen, die dem Unternehmen zusätzliche Komik verleiht. Schließlich geht es darum, den Ex-Häftling aus dem tiefen Loch seiner Depression zu ziehen.
Motto: Nicht jeder Badeversuch im Meer ist ein Selbstmordversuch. (p. a.)