Entführung und Bombendrohung in Kufstein: 20-Jähriger schwer misshandelt
Ein Polizei-Großeinsatz in Kufstein endete am Donnerstag mit mehreren Festnahmen. Ein 20-Jähriger erlitt schwere Verletzungen durch Schläge. Die Polizei schließt ein missglücktes Drogengeschäft nicht aus.
Kufstein – Am Tag nach dem Entführungs- und Bombenalarm im Bezirk Kufstein samt Polizeigroßeinsatz bringt das Landeskriminalamt (LKA) nun etwas mehr Licht in den verworrenen Fall. In einer Aussendung wurden am Freitag die bisherigen Ermittlungsergebnisse bekanntgegeben.
Demnach soll ein 20-jähriger Österreicher am Donnerstag frühmorgens von einem Trio in einem VW Polo festgehalten und zur Autobahnunterführung Ebbs-Eichelwang gebracht worden sein. Dort wurde er laut LKA mit Kabelbindern an einen Maschendrahtzaun gebunden, mehrfach geschlagen und anschließend wieder ins Auto gezerrt. Dabei erlitt der 20-Jährige einen Knöchelbruch und mehrere Prellungen. Unmittelbar nach den Misshandlungen soll ein weiterer junger Mann (21) ins Auto gestiegen sein.
18-jährige Lenkerin flüchtete vor Polizei
Ein Zeuge hatte die mutmaßliche Entführung der Polizei gemeldet. Tatsächlich konnten zwei Streifenbeamte wenig später den VW noch im Ebbser Gebiet orten und anhalten. Allerdings weigerten sich die Insassen, aus dem Auto zu steigen. Im Gegenteil – die 18-jährige Lenkerin trat aufs Gas und raste nach Kufstein. Im Bereich einer Baustelle beim Kaiseraufstieg endete die Flucht – die Polizisten konnten das Quartett stoppen und festnehmen. Zwei der Pkw-Passagiere wurden bald wieder auf freien Fuß gesetzt – das mutmaßliche 20-jährige Opfer und der zugestiegene 21-Jährige. Ein Mitglied des ursprünglichen Trios befinde sich laut Polizei auf der Flucht.
Noch während der Amtshandlung erwähnte der 24-jährige Hauptverdächtige eine Bombe, die sich angeblich im VW befand. Der Bereich um den Kreisverkehr wurde abgesperrt, Spezialisten der Polizei untersuchten den Wagen. Ohne Ergebnis, keine Spur von einem Sprengsatz.
Ein Verdächtiger nach Innsbruck überstellt
Die Einvernahmen der beiden noch in Polizeigewahrsam befindlichen Verdächtigen – der 24-jährige Mann und die 18-jährige Frau – und des Opfers in der Kufsteiner Polizeiinspektion führten vorerst zu keinem klaren Ergebnis. Dass die Informationen so spärlich ausfielen, lag auch am Hauptverdächtigen. Der Unterländer, der zuvor die Bombe ins Spiel gebracht hatte, war so widerspenstig, „dass eine schriftliche Einvernahme nicht durchgeführt werden konnte“, schilderte die Vize-Kommandantin der Bezirkspolizei Kufstein, Astrid Mair. Schließlich musste der Beschuldigte ins Polizeigefängnis nach Innsbruck überstellt werden, die Kufsteiner Zelle war für ihn offenbar ungeeignet.
Die stv. Polizei-Kommandantin sprach von einer komplexen und etwas undurchsichtigen Vorgeschichte. Die vier Beteiligten, alle zwischen 20 und 30 Jahre alt und Österreicher aus den Bezirken Kufstein und Kitzbühel, sind bereits polizeibekannt. Nicht ausgeschlossen wird, dass ein missglücktes Drogengeschäft hinter der vermeintlichen Entführung steckt. „Es geht in diese Richtung“, meinte auch Mair.
Laut LKA konnte das gesamte Tatgeschehen bisher nicht genau rekonstruiert werden. Es würden noch zahlreiche weitere Ermittlungen geführt. (tom, TT.com)