Dekan Neuner feierte 60er mit großer Gratulantenschar
Von „Heintje“ über „Kerzenschilcher“ bis zu „Hellas-Schorsch“: Franz Neuners Geburtstagsparty gefiel allen – ihm sichtlich am meisten.
Von Helmut Mittermayr
Breitenwang –Ausdruck macht Eindruck. Niemand im Außerfern könnte sinnstiftende Erzählungen wohl besser formulieren als Dekan Franz Neuner. Was ihn vom Geplauder der Philosophen, die er mit Leichtigkeit zitiert, unterscheidet, ist sein Glaube (an das Gute im Menschen). Anlässlich der Feierlichkeiten zu seinem 60. Geburtstag lieferte er Mittwochabend in der Breitenwanger Kirche ein Lehrstück seiner Gabe, tief in die Semantik der Worte einzudringen und mit deren Bedeutung zu spielen, ab. Ein paar Beispiele: „Kirchenbauten sind Zeugen für die Überzeugung. Wo der Mensch Gott Raum gibt, findet er sich wieder. Kirchtürme zeigen nach oben wie verkehrte Rufezeichen. Symbole für Weite, die sich aus den Niederungen des Alltags erheben. Niemand sei der Grund seiner selbst, jeder verdankt sich.“ Womit er bis in seine eigene pränatale Frühgeschichte und der Nähe zum Herzen der Mutter zurückging.
Mit Episoden aus der Jugend sorgte er aber auch für Heiterkeit in der bis auf den letzten Platz gefüllten Dekanatskirche. Neuner erzählte etwa, wie er als Ministrant den Predigten des Pfarrers meist nicht lange folgte, ins Kerzenlicht starrte, zu „schilchen“ begann und seine Gedanken weggetragen wurden. Oder Singen, das sei ein Talent, das ihm gegeben wurde. Frei nach Heintjes „Mama, du sollst doch nicht um deinen Jungen weinen“ sei er als Teenager viel unterwegs gewesen. „Latein und Mathe waren mehr fünf als vier“, gewährte der Lehrer für Deutsch und Musik und Magister der Theologie humorig Einblicke in die damaligen Sorgen der Eltern. Neuners Lieblingsgeschichte: Als er klein war, habe die Oma einmal den dreckigen Hund vom Sofa scheuchen wollen. Das kleine Kind habe ihn umarmt und gemeint: „Wen man lieb hat, der darf auch stinken!“ Aus seiner Jugendzeit in der Leutasch geblieben sei ihm: lesen, lesen, lesen und reden, reden, reden.
Nach der Messe war die Reihe der Gratulanten im VZ Breitenwang lange: Freunde, Verwandte, Pfarrer, Diakone und weitere Mitstreiter in kirchlichen Belangen aus den sieben Gemeinden des Seelsorgeraumes, Bürgermeister und Musikkapellen, ein ganzer Bus aus seiner Heimatgemeinde Leutasch, der Chor Zwischentöne, die Luitascher Tanzlmusi, Gläubige u. v. m.
Auf persönliche Geschenke wollte Neuner, der seit 17 Jahren Dekan von Breitenwang ist, unbedingt verzichten. Die Einnahmen aus „Einwürfen“ anlässlich der Geburtstagsfeier gehen zugunsten der Innenrenovierung der Breitenwanger Kirche und an den Verein RollOn Austria.
Zu viel Weihrauch schwärzt die schönste Kirche! Nach so viel Lob musste Neuner auch noch sein Fett abbekommen. Überraschungsfestrednerin Renate Thurner alias „Putzfrau“ Elvira legte los. Die Wängler Pfarrgemeinderatsobfrau brachte den Saal mit ihren kabarettistischen Fingerzeigen zum Toben. Und dem Dekan rannen die Tränen übers Gesicht – vor lauter Lachen. Er habe sich ja neuerdings dem Klimaschutz verschrieben, flachste Elvira. Dann solle er doch gleich einmal weniger rauchen – das würde auch helfen. Und sich künftig auch von Freitagsdemos fernhalten. Als Katholik ginge das nicht. Sonst müsse er Protestant werden. Und den Leutascher Dorfchef Georgios Chrysochoidis begrüßte sie, da sein griechischer Name ja unaussprechlich sei, spontan mit Hellas-Schorsch.