Lebensqualität

„Wie geht‘s Österreich?“ 2019: Wohlstand wächst auf Kosten der Umwelt

Symbolbild.
© thomas boehm

Wie jedes Jahr stellte die Statistik Austria wieder die Frage „Wie geht‘s Österreich?“ und kam dabei zum Ergebnis, dass die Lebensqualität hoch ist und es den Österreichern im Schnitt sehr gut geht. Der wachsende Wohlstand geht jedoch mit erhöhten Emissionen und steigendem Ressourcenverbrauch einher.

Wien – Die Statistik Austria führt seit 2012 jährlich eine Studie zum Thema „Wie geht‘s Österreich?“ durch. Ein unabhängiges Expertengremium bewertet dabei die Entwicklung von 31 Schlüsselindikatoren rund um Wohlstand und Fortschritt im Land.

Am Donnerstag wurden die Ergebnisse für 2019 präsentiert. Die Lebenszufriedenheit und der Wohlstand sind dabei weiter gestiegen, der Umweltbereich wird jedoch negativ bewertet.

Wohlstand wächst deutlich, Arbeitslosigkeit sinkt

Im Jahr 2018 ist das reale BIP pro Kopf um 1,9 Prozent gestiegen. Damit liegt man noch über dem EU-Schnitt von +1,8 Prozent und in Kaufkraftstandards pro Kopf nach wie vor an vierter Stelle. Auch der reale Konsum und die realen Haushaltseinkommen pro Kopf sind leicht gestiegen.

Die Arbeitslosenquote ging 2018 weiter zurück auf 4,9 Prozent, was im EU-Vergleich Platz neun bedeutet. Die Erwerbstätigenquote steht mit 76,2 Prozent auch über dem Schnitt. „Wir haben noch nie eine so hohe Erwerbstätigkeitsquote gehabt wie im Jahr 2018“, sprach Kontrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistik Austria, von einer „sehr positiven Entwicklung“ auf dem Arbeitsmarkt.

Umweltbewertung trübt Euphorie

„Die gute Bewertung beim Wohlstand bezahlen wir aber mit einer kritischen Bewertung im Bereich Umwelt“, so der Experte. Die Indikatoren im Bereich Umwelt wurden in der Datenerhebung der Statistik Austria überwiegend negativ beurteilt. Kritisch betrachtet werden hier vor allem der hohe Ressourcen- und Energieverbrauch und die erneut ansteigenden Treibhausgasemissionen, unter anderem durch den Verkehr. „Die Emissionen des Verkehrs sind stärker gestiegen als die Emissionen insgesamt“, sprach Alexandra Wegscheider-Pichler, Projektleiterin der Studie, ein weiteres Problem an.

Trotz aller Kritik gab es aber auch bei der Umwelt etwas Gutes zu vermelden: Der Indikator zum Anteil der Bio-Flächen in Österreich wurde als sehr positiv bewertet. „Die Bio-Fläche ist der positivste Indikator im ganzen Set“, berichtete Wegscheider-Pichler. Seit 2000 hat sich der Anteil der biologisch bewirtschafteten Fläche bis 2018 mit 23,2 Prozent fast verdoppelt. „Da erreicht uns auch kein anderes EU-Land“, stellte die Expertin fest

Österreicher sind zufrieden

Die allgemeine Lebenszufriedenheit ist in Österreich ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau. 39,7 Prozent bewerten ihre subjektive Lebenszufriedenheit auf einer Skala von 0 bis 10 mit 9 oder 10. Zum Vergleich: In der EU sind es nur 21,6 Prozent.

Eine aktuelle Eurostat-Umfrage, die ebenfalls am Donnerstag veröffentlicht wurde, bestätigt diese Ergebnisse. EU-weit waren die Einwohner von Finnland im Jahr 2018 mit ihrem Leben am zufriedensten (Mittelwert 8,1), dicht gefolgt von den Menschen in Österreich (8,0). „Im Bereich Lebensqualität hat Österreich immer schon sehr gute Bewertungen bekommen“, so Wegscheider-Pichler. „Das war auch heuer so.“

Auch das Sicherheitsgefühl steigt

Eine Dimension der Lebensqualität ist auch das subjektive physische Unsicherheitsempfinden. Nur 9,7 Prozent der Bevölkerung gaben laut den Daten der Statistik Austria Probleme durch Gewalt oder Vandalismus in der Wohngegend an. Seit 2014 ist der Wert stets gefallen.

Weniger erfreuliche Ergebnisse brachte das Sonderkapitel „Sicherheit“ im heurigen Bericht. Das Ergebnis: Rund drei Viertel der Betroffenen machen bei Gewalterfahrungen keine Anzeige. „Was wir in der Kriminalstatistik sehen ist nur die Spitze des Eisbergs“, warnte Pesendorfer. Weiters zeigte die Befragung, dass Gewalt gegen Männer deutlich sichtbarer ist und häufiger zur Anzeige gebracht wird. Männer sind eher im öffentlichen Raum von Gewalt betroffen, zwei Drittel der Gewalterfahrungen in privaten Wohnräumen hingegen betreffen Frauen.

Handlungsbedarf bei Umwelt

Konkrete Empfehlungen an die Politik wollten die Experten nach der Präsentation ihres Berichts am Donnerstag nicht abgeben. „Unser Ziel ist es, problematische Entwicklungen aufzuzeigen“, sagte Pesendorfer. Er sieht seine Aufgabe eher darin, die Daten- und Faktenlage aufzuzeigen. Handlungsbedarf orten die Experten der Statistik Austria dennoch. „Im materiellen Wohlstand und bei der Lebensqualität zeigen die Zeiger nach oben“, fasste der Generaldirektor zusammen. „Hier sind keine unmittelbaren Problembereiche zu sehen – im Umweltbereich hingegen schon.“ Als Problemkinder nannte er konkret „die Emissionen, den Energieverbrauch und den Verbrauch von Grünflächen in Österreich“.

Bei diesen Punkten reiche es auch nicht aus, „nur einen Indikator zu betrachten“, sagte er. Hier müsse man „in die Tiefe gehen“, um die richtigen Maßnahmen zu setzen. „Aber das ist etwas, womit sich die Politik sicher beschäftigen sollte“, forderte Pesendorfer. (TT.com, APA)

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