Ruf nach Österreichs Teilnahme an Zeitverwendungsstudie
Nach der Arbeiterkammer sind am Donnerstag weitere Stimmen für die Teilnahme Österreichs an einer Zeitverwendungsstudie laut geworden. In der Studie sollen Lebensrealitäten abgefragt werden, um Daten zu bezahlter und unbezahlter Arbeit von Frauen und Männern zu bekommen. Ein Zusammenschluss aus Wissenschafterinnen und Expertinnen nannte das „Voraussetzung für eine solide Gleichstellungspolitik“.
Es bestehe „dringender Aktualisierungsbedarf“, teilten die 50 Wissenschafterinnen und Expertinnen, allesamt Trägerinnen des Käthe-Leichter-Preises, mit. Sie fordern die Teilnahme Österreichs an einer europaweiten Zeitverwendungsstudie - wie es die meisten anderen europäischen Länder tun. „Die bisher ablehnende Haltung der österreichischen Politik ist ein Symbol für mangelnde Gleichstellungspolitik“, bekräftigten die Initiatorinnen Anna Steiger, Ingrid Moritz und Traude Kogoj am Donnerstag.
Auch SPÖ-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek hält eine neue Zeitverwendungsstudie, die Daten über die Aufteilung der Arbeit zwischen Frauen und Männern erhebt, für überfällig. „Wenn wir effektive Frauenpolitik machen wollen, müssen wir wissen, wie es um die Verteilung bezahlter und unbezahlter Arbeit bestellt ist“, teilte sie mit und merkte an, dass die letzte Studie dieser Art in Österreich fast ein Jahrzehnt alt ist.
Heinisch-Hosek erwartet daher, dass eine kommende Regierung die Finanzierung zur Teilnahme an einer solchen Studie sicherstellt. „Um eine effektive Politik zu machen, die die Beschäftigungssituation verbessert und pflegende Angehörige sowie Eltern besser unterstützt, brauchen wir die entsprechenden Daten“, so die SPÖ-Frauensprecherin.
Rückenwind für die Teilnahme kommt auch von den NEOS. „Als Verfechterinnen und Verfechter evidenzbasierter Politik freut es uns NEOS, dass Eurostat an einer neuen Zeitverwendungsstudie von Männern und Frauen arbeitet. Umso befremdlicher ist es, dass Österreich zögert, daran teilzunehmen“, sagte NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter in einer Aussendung. „Es gibt in Österreich nur wenige und veraltete Daten über die Verteilung unbezahlter Arbeit, die vor allem von Frauen geleistet wird, wie Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und Haushalt“, kritisierte sie. Die NEOS unterstützen auch den Vorstoß der Wissenschafterinnen und Expertinnen und wollen einen entsprechenden Antrag im Nationalrat einbringen.
Die FPÖ steht einer Teilnahme an der Zeitverwendungsstudie ablehnend gegenüber. „Das ist eine sinnlose und teure Geldverschwendungsstudie“, ließ FPÖ-Frauensprecherin Rosa Ecker wissen. „Bereits bei der letzten Studie im Jahr 2010 zahlte das von der damaligen SPÖ-Ministerin Heinisch-Hosek geführte Frauenministerium dafür rund 200.000 Euro“, sagte sie und forderte, die Mittel stattdessen aktiv zur Unterstützung von Frauen in Österreich einzusetzen.
Aus dem Büro von Frauenministerin Ines Stilling gab es bisher nur vertröstende Worte. Gegenüber ORF.at hieß es, die „finale Entscheidung“ über die Durchführung einer Zeitverwendungsstudie „wird der nächsten Regierung obliegen“.