ÖBB sind für Eis und Schnee gerüstet
40 Millionen Euro investieren die ÖBB in den Winterdienst, die Reparaturkosten für Schutzbauten waren heuer höher als im Schnitt. Im Gebirge steigt indes die Lawinengefahr.
Innsbruck –Die Gipfel sind weiß, in einigen Tälern liegt schon Schnee. Seine ersten Spuren hat der mit großen Schritten nahende Winter in Tirol bereits hinterlassen. Dafür gerüstet haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), denn auch bei Frost und Eis muss der Nah- und Fernverkehr gesichert sein. 40 Millionen Euro werden Jahr für Jahr in den Winterdienst investiert, teilen die ÖBB mit.
„Die technische Winterausrüstung ist aktiviert und die Vorbereitungen sind getroffen“, sagt Christoph Gasser-Mair, ÖBB-Sprecher für Tirol und Vorarlberg. Die Schneeräumgeräte seien auf ihre Einsatzbereitschaft hin untersucht, die Weichenheizungen, 1380 gibt es davon in den beiden Bundesländern, überprüft worden. „Wenn Schnee und Eis wichtige Weichenverbindungen lahmzulegen drohen“, erklärt Mair, „werden die Weichenheizungen automatisch aktiv und bringen das Eis zum Schmelzen. Bei widrigen Witterungsverhältnissen mit zusätzlich starkem Wind und besonderer Kälte hat der Fahrdienstleiter zusätzlich die Möglichkeit, Weichen für eine festgelegte Zeit dauerhaft zu beheizen.“
Im Vergleich zu den vergangenen Jahren stark gestiegen sind die Kosten für die Reparatur und Wiedererrichtung von Schutzbauten. Während die Bahn im langjährigen Schnitt rund drei Millionen Euro dafür aufwenden musste, waren es heuer vier. Dies resultiere aus den größeren Schäden „nach dem schneereichen Winter“, erklärt Mair.
300 ÖBB-Mitarbeiter sind in Tirol und Vorarlberg für den Winterdienst abgestellt. Wenn die kalte Jahreszeit dann wirklich über das Land hereingebrochen ist, Dutzende Zentimeter Neuschnee fallen, sind Schienenpflüge oder -fräsen oft im Dauereinsatz. Ganz ohne Muskelkraft geht es aber nicht, betont der ÖBB-Sprecher: „Tätigkeiten wie Schneeräumung von Weichen, Enteisen von Brücken und Tunneln, Abschaufeln von Bahnsteigdächern oder Säuberung der Spurrillen bei Eisenbahnkreuzungen erfolgen manuell.“ 13 ÖBB-eigene Wetterstationen gibt es, deren Daten in der Zentrale sorgen hierzulande für die notwendige Planungssicherheit vor und bei den Winter-Einsätzen. Mair: „Da sich Wetterextreme häufen, ist es notwendig, schnell reagieren zu können.“
Stichwort Wetter: In der Nacht auf heute hat es bis auf tausend Meter Höhe geschneit. „Am Brenner liegen bis zu 18 Zentimeter Schnee und auch Sillian in Osttirol ist angezuckert. Heute am Nachmittag hört es aber wieder auf zu schneien“, sagt Alexander Klee von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Morgen und am Montag werde es zunehmend sonniger. Mitte der kommenden Woche soll es dann wieder schneien, prognostiziert der ZAMG-Experte.
„Der sonnige Sonntag nach einer frostig-klaren Nacht birgt jedoch Gefahren“, sagt Patrick Nairz vom Tiroler Lawinenwarndienst. „Mit Lawinenabgängen ist zu rechnen. Der erste Schönwettertag, nachdem es geschneit hat, wird unfallträchtig“, weiß Nairz aus Erfahrung. Die Zusatzbelastung durch einen einzelnen Wintersportler könne schon eine Lawine auslösen. Vor allem in schattigem und sehr steilem Gebirge am Alpenhauptkamm sei Vorsicht geboten, warnt Nairz. „Noch wird kein täglicher Lawinenbericht erstellt, aktuell würde aber Warnstufe drei herrschen“, sagt er.
Auf den Gletschern in Sölden und Stubai liegen derzeit 30 Zentimeter Neuschnee. Am Hintertuxer Gletscher sind es sogar 50 Zentimeter. Da am Pitztaler Gletscher auf über 3000 Metern Höhe erste spontane Lawinenabgänge beobachtet wurden, sind kürzlich erste Lawinensprengungen durchgeführt worden. (bfk, vg)
Zahlen und Fakten
55 Kilometer Lawinen- und Steinschlagschutz wurden heuer in Tirol und Vorarlberg auf ihre Wintertauglichkeit kontrolliert. Österreichweit waren es insgesamt rund 197 Kilometer.
Bis zu 1000 Kilometer Gleis und rund 128 Bahnhöfe in Tirol und Vorarlberg wurden von Schnee und Eis befreit. 1380 Zugweichen von 1500 sind mit einer Heizung ausgestattet.
165.000 Laufmeter Steinschlag- und Lawinenverbauung betreuen und warten die ÖBB in Österreich.
13 Wetterstationen, welche die ÖBB selbst betreiben, helfen bei der Einschätzung der Schneesituation und schaffen Planungssicherheit für Wintereinsätze.