Als das Auto im Oberland noch ein „Tuifl auf Rädern“ war
Um 1900 tauchten die ersten Autos im Oberland auf. Buchautor Manfred Jenewein hat Erstaunliches entstaubt.
Landeck –Er war der Erste, der mit einem Automobil den Fernpass und auch den Reschenpass überquert hatte: Baron Theodor von Liebieg. Der böhmische Textilindustrielle war 1889 aus Deutschland über Reutte, Imst und Landeck nach Trafoi (Vinsch-gau) angereist, um bei der „Ersten Automobil- und Radwettfahrt durch Tirol“ zu starten. Der Benz-Rennwagen des Pioniers Liebieg leistete sieben PS und wog 800 Kilo.
„Die Alpenpässe waren eine besondere Herausforderung für Konstrukteure und Techniker“, schildert der Landecker Autor Manfred Jenewein in seiner jüngsten Buch-Doku, die unter dem Titel „Tuifl auf Rädern – wie das Automobil den Bezirk Landeck erobert hat“ erschienen ist.
Ein Bericht des früheren Bezirkshauptmannes Walter Lunger aus dem Jahr 1968 über die ersten Autos im Bezirk hatte ihn animiert, tiefer zu forschen. Entstanden ist ein informatives wie amüsantes 200-Seiten-Buch mit zahlreichen alten Fotos über Automobile und deren Pioniere, die für Aufregung und Staunen gesorgt hatten. Das Urteil in der Bevölkerung über die ersten Benzinkutschen fasst der Autor so zusammen: „Sie sind laut, sie stinken, sie sind schnell und gefährlich.“ In Galtür wurden sie als „Tuifl auf Rädern“ bezeichnet, so Jenewein, der von einer Zeitenwende spricht und auch den touristischen Aufschwung in Zusammenhang mit dem Automobil aufzeigt.
Die ersten Autobesitzer im Bezirk waren Wirte – sie nutzten die Fahrzeuge zum Gästetransport. In Landeck war der legendäre Postmeister Josef Müller 1907 der Erste, der sich ein Auto kaufte. Den ersten Lkw besaß ab 1907 die Landecker Textilfabrik. Bereits 1900 hatte Müller in der Malserstraße eine Benzinstation eingerichtet. Er gilt als lokaler Tourismuspionier, der Landeck als Ausgangspunkt für Ausflugsfahrten in den Vinschgau, Engadin und über den Arlberg etabliert hatte.
„Tuifl auf Rädern“ ist zum Preis von 20 Euro beim Autor manfred.jenewein@aon.at sowie in den lokalen Buchhandlungen erhältlich. (hwe)