Widschwendter-Effekt in Hall schon spürbar
Seit Peter Widschwendter (37) als Primar für die Gynäkologie im LKH verantwortlich ist, schreitet die minimalinvasive Operationstechnik voran.
Von Susann Frank
Hall –Das lange Warten scheint sich schon in mehrfacher Hinsicht auszuzahlen. Ein Jahr war die Stelle des Primars der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe vakant, bevor diese am 1. Oktober mit dem Vomper Peter Widschwendter besetzt wurde. Nur etwas über einen Monat später hat das Landeskrankenhaus Hall drei Bewerbungen für eine noch offene Stelle auf dieser Station. Das ist aufgrund des allgemeinen Ärztemangels in Österreich ungewöhnlich. Caroline Brunner (bisher Uniklinik Innsbruck) mit Spezialisierung auf Pränataldiagnostik konnte bereits als Neuzugang gewonnen werden.
Der Name Widschwendter bürgt für außergewöhnliches Können – auch außerhalb Tirols. Die älteren Brüder Martin und Andreas sind ebenfalls Gynäkologen. Der in London lebende Bruder Martin hat 2017 einen Forschungspreis gewonnen. „Beide haben gesagt, dass in Hall ein großes Potenzial liegt“, erzählt Widschwendter.
Die vielen Möglichkeiten seien es gewesen, warum er sich nach den Jahren in München am Rotkreuzklinikum, an den Unikliniken in Ulm und Tübingen für die Rückkehr nach Tirol entschieden habe. „Meine Spezialgebiete sind Brustkrebs und Endometriose. Die Krankheit, die jede achte bis zehnte Frau betrifft, kann der Grund für Unfruchtbarkeit sein und kann auch sehr schmerzhaft sein. Wir haben in Hall einen sehr guten Schmerztherapeuten, das habe ich in Deutschland nirgends gehabt“, lobt Widschwendter die Bedingungen. Er hebt auch die personelle Struktur seines Teams hervor: „Wir haben eine gute Mischung aus jungen und älteren Ärzten. Ich habe schon die ersten minimalinvasiven Operationen durchgeführt. Das möchte ich ausbauen. Die älteren Ärzte haben erklärt, es lernen zu wollen“, betont er, der darauf spezialisiert ist.
Aber natürlich sind ihm auch die Geburten ein Anliegen. Um die 1000 Kinder erblicken in dem Spital jährlich das Licht der Welt. „Wir haben auch eine Wochenstation, was ich wichtig finde. Beeindruckt hat mich auch, dass die Hebammenarbeit hier sehr ernst genommen wird“, sagt der Familienvater.
Christian Haring, ärztlicher Direktor des LKH, hob hervor, froh zu sein, die Krise der unbesetzten Stelle überstanden zu haben. „Ich bin froh, länger gewartet zu haben, denn mit ihm ist die fachliche Weiterentwicklung garantiert und eine Kontinuität auf lange Sicht gegeben. Zudem ist ein Austausch innerhalb der Holding, also mit Innsbruck, auf hoher fachlicher Kompetenz möglich.“ Dass Widschwendter ein Tiroler ist, hat die Entscheidung laut Haring nicht beeinflusst. Auch wenn das LKH durch die Besetzung vieler Stellen mit deutschen Ärzten in der Kritik stand, „war es nicht wichtig, einen guten Tiroler Arzt zu finden, sondern einen guten, der andere Kollegen auch anzieht“.