Mure zerstörte zwei Häuser in Salzburg
Dramatische Szenen haben sich in der Nacht auf Montag in Bad Gastein (Pongau) ereignet. Eine Mure ist gegen Mitternacht auf ein Einfamilienhaus abgegangen, hat dieses vollkommen zerstört und auf ein darunter liegendes Haus geschoben. In jedem Gebäude war jeweils eine Frau verschüttet. Eine Bewohnerin konnte von der Feuerwehr rasch geborgen werden, die zweite erst nach etwa zwei Stunden.
„Durch den Schnee war überhaupt nicht ersichtlich, dass unterhalb Wasser in den Hang rinnt“, schilderte der Einsatzleiter, der Bad Gasteiner Feuerwehrkommandant Herbert Stöckl, gegenüber der APA. Durch das Wasser setzte sich gegen Mitternacht die Böschung oberhalb der Häuser in der Ortschaft Badbruck in Bewegung und zerstörte zunächst das obere Gebäude, das mehr oder weniger in sich zusammenfiel und die Bewohnerin, eine ältere Frau, unter den Trümmern begrub.
Da der Hang nicht zum Stillstand kam, wurde dieses Haus in der Folge auf das darunterliegende Gebäude geschoben, sagte Stöckl. Auch dieses Haus, in dem ebenfalls eine Frau wohnte, wurde total beschädigt. Den Helfern der Feuerwehr gelang es relativ rasch, die Frau aus dem unteren Haus zu bergen. Sie wurde verletzt, wie schwer, konnte Stöckl nicht sagen. Dass auch die Bewohnerin des zweiten Gebäudes noch lebte, war rasch klar, weil mit ihr Sprechkontakt aufgenommen werden konnte.
Ihre Bergung gestaltete sich allerdings schwierig, weil der Hang weiterhin in Bewegung war und deswegen auch für die Helfer Gefahr bestand. Nach ungefähr zwei Stunden konnte die Feuerwehr schließlich auch diese Frau aus den Trümmern holen und verletzt der Rettung übergeben. Die umliegenden Gebäude wurden sicherheitshalber evakuiert, sagte eine Polizei-Sprecherin.
Auch für die Kärntner Gemeinde Feld am See (Bezirk Villach-Land) wurde am Montag Zivilschutzalarm gegeben. Eine Mure drohte, vom Mirnock abzugehen, sie könnte die Ortschaft im Gegendtal treffen, sagte Bezirkshauptmann Bernd Riepan zur APA. Polizei und Feuerwehr schlugen Alarm, so Riepan, nach einem Erkundungsflug werde man hoffentlich mehr wissen.
Weitere Hotspots im Bezirk waren Finkenstein, wo der Abfluss des Faaker Sees Hochwasser führte, die Ortschaft Müllnern und Treffen am Ossiacher See. In Treffen habe sich die Situation aber etwas beruhigt, erklärte Bezirkshauptmann Riepan.
Im Bezirk Spittal an der Drau war die Lage weiter angespannt. In der Nacht auf Montag seien einige Muren abgegangen, sagte Bezirkshauptmann Klaus Brandner. Jetzt, da der Regen aufgehört habe und der Nebel sich lichte, könne man Aufklärungsflüge durchführen. Im Laufe des Vormittags werde er mehr wissen. Laut Polizei wurde die Plöckenpass Straße (B110) in Oberdrauburg von einer Mure verlegt, die Leitschiene wurde weggerissen. Vier Wohnhäuser im Ortsteil Nöreach in Dellach im Drautal mussten wegen Hangrutschungen evakuiert werden. Im Ortsteil Schmelz traf eine Mure ein unbewohntes Haus. Eine Hausmauer stürzte durch den Druck teilweise ein.
Die Mölltal Straße (B106) wurde an mehreren Stellen von Muren getroffen- laut Poizei in Flattnitz, in Obervellach und bei Kolbnitz-Rottau. Auch die Innerfraganter Straße ab Flattach und die Mallnitz Straße (B105) von Obervellach bis Mallnitz waren für den gesamten Verkehr gesperrt. Wegen Murenabgängen und Überschwemmungen mussten mehrere Ortsteile der Gemeinden Flattach, Obervellach, Reißeck und Mallnitz evakuiert werden.
Der Zivilschutzalarm in Baldramsdorf, Mallnitz, Obervellach, Berg im Drautal und Flattach blieb zumindest bis Mittag aufrecht, informierte der Kärntner Landespressedienst. Die Tauernbahn und Zufahrtsstraßen nach Mallnitz blieben gesperrt. Bei Mallnitz drohten auch mehrere Lawinenabgänge.
Von Sonntag bis Montag wurden in Kärnten 1.022 Feuerwehreinsätze gezählt, davon 162 in der Nacht auf Montag. Bisher wurden zwei Personen verletzt. Die Schulen im Bezirk Spittal, das Schulzentrum St. Lorenzen im Lesachtal, die Schulen der Gemeinde Lavamünd sowie in Feld am See bleiben am Montag geschlossen. Im Bezirk Hermagor wurde in der Nacht die Sperre der Gailtal Straße (B111) bei Tröpolach aufgehoben.
Im Kärntner Gurktal spitzte sich die Hochwasserlage in der Nacht auf Montag zu. Bei Weitensfeld (Bezirk St. Veit) erreichte die Gurk den Pegel eines 30-jährlichen Hochwassers, berichtete das Bezirksfeuerwehrkommando. In Gurk wurde der Ortsteil Sandboden vorsichtshalber evakuiert, die Bewohner von 15 Häusern mussten diese verlassen. Mehrere Straßen wurden wegen Murenabgängen gesperrt.
In Straßburg wurde ein Haus komplett überflutet. Bezirkshauptfrau Claudia Egger-Grillitsch aktivierte um 5.30 Uhr den behördlichen Krisenstab. Gegen 7.00 Uhr standen im Bezirk rund 70 Feuerwehrleute im Einsatz, es ging vor allem um die Verstärkung und Sicherung des Hochwasserschutzes. Für die Morgenstunden waren Aufklärungsflüge geplant, um ein Bild von der Lage im Bezirk zu bekommen.