Thiem machte „Riesenschritt in die richtige Richtung“

Österreich fehlt bei der dieswöchigen Premiere des Davis-Cup-Finalturniers in Madrid. Damit ist die Saison auch für den aktuell erfolgreichsten rot-weiß-roten Sportler vorbei: Dominic Thiem verließ London am Montag trotz der knappen Final-Niederlage gegen Stefanos Tsitsipas (GRE) mit vielen neuen Erkenntnissen und gestiegenem Selbstvertrauen. Und mit 800 Zählern im Gepäck als Basis für 2020.

Denn diese 800 Punkte bleiben nun ein Jahr, als zusätzliches Turnier, in seinem Punktekonto stehen. Thiem ist an der Themse in die Top 4 zurückgekehrt, ein wichtiger Vorteil für die Setzung bei den Australian Open. So kann er nicht vor dem Halbfinale auf die „big three“, Rafael Nadal, Novak Djokovic und Roger Federer, treffen. „Er hat in Australien wenig zu verteidigen. Da gibt es noch viel Potenzial“, frohlockte auch Thiem-Manager Herwig Straka. Sein Schützling hatte im vergangenen Jänner bei den Australian Open in Runde zwei angeschlagen aufgeben müssen.

Vielleicht wird Thiem in so einer verkühlten Situation dann anders auftreten. Denn das richtige „Mindset“ kann auch einen angeschlagenen „Krieger“ zu einem gefährlichen machen. Am Dienstag vor dem tollen Sieg über Novak Djokovic hatte Thiem nach dem Aufwachen schon an eine Heimreise wegen seiner starken Verkühlung gedacht. Und dann zeigte er eine solche Leistung.

„Das ist auch eine Sache, die mich sehr glücklich macht und zuversichtlich, falls das in der Zukunft wieder passiert. Ich habe mir selber bewiesen, dass es auch so geht“, stellte Thiem fest. Mitnehmen von seinem ersten Endspiel beim ATP-Saison-Showdown wird er aber auch die Bestätigung seiner Steigerung auf Hartplatz in diesem Jahr.

Der erste Triumph bei einem Masters-1000-Turnier im vergangenen März in Indian Wells wollte er da gar nicht ganz oben hinstellen. „Weil ehrlich, in Indian Wells ist der Hartplatz sehr langsam, fast wie auf Sand. Aber hier, in Wien, Peking oder Shanghai, wo ich wirklich gut gespielt habe: Das sind alles Beläge, auf denen ich in der Vergangenheit große Probleme gehabt habe. Ich habe einen Riesenschritt in die richtige Richtung gemacht“, ist Thiem überzeugt.

„Somit gehe ich auch mit einem sehr guten Gefühl in die Saisonvorbereitung. Weil ich genau weiß, was ich trainieren muss und was ich verbessern muss. Ich hoffe, dass ich da noch einen Schritt nach vorne mache und voll ready bin, wenn es in Australien losgeht.“

Die Saisonplanung ist optimiert. Straka formuliert es so: „Wir werden dieses Wechselspiel aus Pause und Hochleistung ein bisserl stärker inszenieren.“ Also weniger Turniere spielen und alles rund um die größten Turniere ausrichten. Das soll auch helfen, die Achillesferse Thiems, seine Anfälligkeit für virale Infekte, einzudämmen.

Thiem bemühte sich, das Thema auch runterzuspielen. „Wenn ich ehrlich bin, bin ich echt glücklich mit meinem Körper und wie er ist. Auch ein Djokovic war in Paris verkühlt, hier auch sehr viele Spieler. Der Mensch ist halt hin und wieder krank“, sagte Thiem und erinnert auch an die Belastungen gerade im Tennis, wo die Spieler die ganze Welt bereisen, und in kürzester Zeit Jetlag, Zeitzonen und Klimawechsel verkraften müssen.

„Es läuft für den Lebensstil, den ich führe, eh sehr gut. Wir sind die ganze Zeit an der Grenze mit dem harten Training und den Reisen. Mit einer ein bisserl besseren Planung glaube ich, dass ich da vor allem bei den großen Turnieren keine Ausfälle mehr haben werde.“

Kurz kommen wird auch 2020 die Rasensaison, außer er scheidet in Paris früh aus. Der volle Fokus liegt auf den French Open. Aktuell ist wie dieses Jahr nur Wimbledon selbst eingeplant.

Einen Boost für Thiem könnte es schon im Jänner durch Berater Thomas Muster geben, der zunächst beim neuen ATP Cup als Kapitän für Österreich auf der Bank sitzt. Wie sieht Straka, der ja auch Muster managt, die Chancen? „Die Chemie passt, der wahre Test wird der ATP Cup sein. Dann wird auch Thomas wissen, ob es was ist, was er sich vorstellen kann. Wir haben auch schon überlegt, welche Aufgabengebiete infrage kommen würden“, sagte Straka zur APA - Austria Presse Agentur.

Der Job von Nicolas Massu als Haupt-Coach sei gar nicht infrage gestellt. „Es geht einfach um ein paar Bereiche, wo er etwas sieht, und sich einbringen kann. Das wäre sicher eine Bereicherung, aber es muss Thomas passen“, erläuterte Straka. Der Steirer, der Thiem kurz vor den diesjährigen French Open als Manager von Günter Bresnik übernommen hatte, sieht den Herbst bei Thiem als „Riesenschritt“.

Nun geht es für Thiem in den verdienten, wenn auch sehr kurzen Urlaub. „Wir haben keine fünf Wochen Urlaub wie ein normaler Angestellter“, sagte Straka lächelnd. Thiem bleibt noch ein paar Tage in Österreich, urlaubt dann etwas über eine Woche im nicht genannten Ausland. Dann geht es Anfang Dezember in Miami bei Fitnesscoach Duglas Cordero um Fitness und Ausdauer. Am 20. Dezember geht es bereits nach Australien, wo auch Haupt-Coach Nicolas Massu zum Thiem-Team stoßen wird.

Und ob dann eine Prophezeiung Thiems (und auch von Alexander Zverev) Realität wird? „Ich bin ziemlich sicher, dass wir nächstes Jahr einen neuen und jungen Grand-Slam-Champion sehen werden.“ Er selbst steht dazu in der Pole Position.