Mure zerstörte Haus in Bad Kleinkirchheim: Ein Vermisster

In Bad Kleinkirchheim im Bezirk Spittal ist am Montagvormittag ein Wohnhaus von einer Mure getroffen und fast völlig zerstört worden. Laut Bürgermeister Matthias Krenn wurde eine Person vermisst. Man sei gerade dabei, eine Suchaktion zu starten, sagte Krenn gegenüber der APA. Auch in Bad Gastein (Pongau) verschüttete eine Mure zwei Häuser. In weiten Teilen Österreichs blieb die Lage angespannt.

Laut Bad Kleinkirchheims Bürgermeister Matthias Krenn ist die hintere Seite des Hauses „total eingedrückt, es steht nur noch die Vorderfront“. Das Haus, das im Ortsteil Kleinkirchheim in der Nähe des Römerbades steht, sei de facto völlig kaputt. Er habe sich zum Zeitpunkt des Murenabgangs etwa eineinhalb Kilometer entfernt befunden und einen lauten Knall gehört. Die Nachbarhäuser wurden sicherheitshalber evakuiert.

Eine Suchaktion nach der vermissten Person sei im Anlaufen, man habe auch Suchhunde angefordert. „Wir hoffen natürlich, dass sich niemand im Haus befindet.“ Die vermisste Person sei eine Stunde vor dem Murenabgang noch gesehen worden, die Autos der Hausbesitzer parkten vor dem Gebäude.

Dramatische Szenen ereigneten sich in der Nacht auf Montag auch in Bad Gastein (Pongau). Eine Mure ging gegen Mitternacht auf ein Einfamilienhaus ab, zerstörte dieses vollkommen und schob es auf ein darunter liegendes Haus. In jedem Gebäude war jeweils eine Frau verschüttet. Eine Bewohnerin konnte von der Feuerwehr rasch geborgen werden, die zweite erst nach etwa zwei Stunden.

„Durch den Schnee war überhaupt nicht ersichtlich, dass unterhalb Wasser in den Hang rinnt“, schilderte der Einsatzleiter Herbert Stöckl gegenüber der APA. Durch das Wasser setzte sich gegen Mitternacht die Böschung oberhalb der Häuser in der Ortschaft Badbruck in Bewegung und zerstörte zunächst das obere Gebäude, das mehr oder weniger in sich zusammenfiel und die Bewohnerin, eine ältere Frau, unter den Trümmern begrub.

Da der Hang nicht zum Stillstand kam, wurde dieses Haus in der Folge auf das darunterliegende Gebäude geschoben, sagte Stöckl. Auch dieses Haus, in dem ebenfalls eine Frau wohnte, wurde total beschädigt. Den Helfern der Feuerwehr gelang es relativ rasch, die Frau aus dem unteren Haus zu bergen. Sie wurde verletzt, wie schwer, konnte Stöckl nicht sagen. Dass auch die Bewohnerin des zweiten Gebäudes noch lebte, war rasch klar, weil mit ihr Sprechkontakt aufgenommen werden konnte.

Ihre Bergung gestaltete sich allerdings schwierig, weil der Hang weiterhin in Bewegung war und deswegen auch für die Helfer Gefahr bestand. Nach ungefähr zwei Stunden konnte die Feuerwehr schließlich auch diese Frau aus den Trümmern holen und verletzt der Rettung übergeben. Die umliegenden Gebäude wurden sicherheitshalber evakuiert, sagte eine Polizei-Sprecherin.

Insgesamt waren im Bundesland Salzburg seit Sonntag rund 35 Gemeinden von Starkregen, Hochwasser, Sturm und Muren betroffen. Über 1.800 Feuerwehrleute halfen bei 630 Einsätzen.

Für fünf Kärntner Gemeinden wurde am Montag vorerst bis 12.00 Uhr der Zivilschutzalarm ausgerufen bzw. verlängert. Betroffen waren Feld am See (Bezirk Villach-Land) sowie im Bezirk Spittal an der Drau die Gemeinden Mallnitz, Obervellach, Reißeck und Berg im Drautal. Eine Zivilschutz-Warnung gab es für zwei weitere Gemeinden, nämlich Baldramsdorf und Flattach.

Vorsichtige Entwarnung gab es am Vormittag für Feld am See, dafür wurde die Tauernautobahn (A10) bei Feistritz/Drau gesperrt. Nach einem Erkundungsflug zu einer Mure und einem Geländeabriss oberhalb von Feld am See am Mirnock dürfte es in diesem Bereich zu keinen größeren Erdrutschen mehr kommen, sagte der Bezirkshauptmann von Villach-Land, Bernd Riepan, gegen 10.30 Uhr zur APA.

Im Bezirk Spittal an der Drau war die Lage weiter angespannt. In der Nacht auf Montag seien einige Muren abgegangen, sagte Bezirkshauptmann Klaus Brandner. Vier Wohnhäuser im Ortsteil Nöreach in Dellach im Drautal mussten wegen Hangrutschungen evakuiert werden. Im Ortsteil Schmelz traf eine Mure ein unbewohntes Haus. Eine Hausmauer stürzte durch den Druck teilweise ein.

Die Mölltal Straße (B106) wurde an mehreren Stellen von Muren getroffen. Wegen Murenabgängen und Überschwemmungen mussten auch mehrere Ortsteile der Gemeinden Flattach, Obervellach, Reißeck und Mallnitz evakuiert werden. Die Tauernbahn und Zufahrtsstraßen nach Mallnitz blieben gesperrt.

Von Sonntag bis Montag wurden in Kärnten 1.022 Feuerwehreinsätze gezählt, davon 162 in der Nacht auf Montag. Bisher wurden zwei Personen verletzt. Die Schulen im Bezirk Spittal, das Schulzentrum St. Lorenzen im Lesachtal, die Schulen der Gemeinde Lavamünd sowie in Feld am See bleiben am Montag geschlossen.

Im Kärntner Gurktal spitzte sich die Hochwasserlage in der Nacht auf Montag zu. Bei Weitensfeld (Bezirk St. Veit) erreichte die Gurk den Pegel eines 30-jährlichen Hochwassers, berichtete das Bezirksfeuerwehrkommando. In Gurk wurde der Ortsteil Sandboden vorsichtshalber evakuiert, die Bewohner von 15 Häusern mussten diese verlassen. In Straßburg wurde ein Haus komplett überflutet.

In Osttirol wird die vorübergehende Wetterbesserung für zahlreiche Erkundungsflüge genutzt. Insgesamt fünf Hubschrauber standen dafür zur Verfügung. Die Stromversorgung in Osttirol ist in der Nacht auf Montag stabil geblieben, es gab keine zusätzlichen Ausfälle. Am Montagvormittag waren jedoch immer noch rund 1.900 Haushalte ohne Strom. Der Fokus liegt am Montag darauf, die zerstörte 110kV-Leitung zwischen Amlach und Sillian wiederherzustellen.

Nach dem Lawinenabgang auf die Ranalter Straße in der Nähe der Talstation der Stubaier Gletscherbahnen waren am Montagvormittag nach wie vor rund 250 Gäste und Mitarbeiter der Gletscherbahnen im hinteren Stubaital eingeschlossen. Sie hatten die Nacht im Hotel bei der Talstation und in weiteren Räumlichkeiten der Stubaier Gletscherbahn verbringen müssen.

In Osttirol und entlang der südlichen Ötztaler Alpen, in der Brennerregion und in den südlichen Stubaier Alpen bis zum Zillertaler Hauptkamm herrschte nach wie vor Lawinenwarnstufe 4 der fünfteiligen Skala, also große Lawinengefahr. Dementsprechend wurde von Aufenthalten abseits der gesicherten Pisten dringend abgeraten.

In der obersteirischen Gemeinde Stadl-Predlitz (Bezirk Murau) gab es in der Nacht auf Montag wegen drohender Hangrutschungen und Überflutungen weitere Evakuierungen. Rund 50 Personen mussten ihre Häuser verlassen. Betroffen waren Hänge im Gemeindeteil Predlitz sowie im Paalgraben nördlich von Stadl an der Mur. Die rund 1.000 Bewohner zählende Gemeinde im oberen Murtal wurde am Sonntagabend zum Katastrophengebiet erklärt. Sorge bereitete auch, dass die Mur im Oberen Murtal bei Scheifling bereits massiv Hochwasser führte.

Zwischen Pöls und Unzmarkt wird der ÖBB-Betrieb wegen der Hochwasser führenden Mur zurzeit eingleisig geführt. Die Steiermärkischen Landesbahnen teilten am Montag mit, dass auf ihrer Strecke zwischen Unzmarkt und Tamsweg in Salzburg kein Zugverkehr möglich ist.