„Der Frosch im Wassertropfen“: Den Amphibien auf der (DNA)-Spur
Frösche finden ohne sie zu fangen; das hat sich ein Forschungsteam rund um Professor Michael Traugott unter Einbindung der Bevölkerung zur Aufgabe gemacht. Dabei untersuchten sie mit Hilfe von eDNA-Spuren heimische Gewässer nach Amphibienbeständen.
Innsbruck — Ein Forschungsteam um Michael Traugott, Professor am Institut für Ökologie, hat in dem weltweit ersten Amphibien eDNA Citizen-Science Projekt „Der Frosch im Wassertropfen" gemeinsam mit der Bevölkerung 100 Gewässer in Tirol untersucht. Neben einer großen Fülle an unterschiedlichen Amphibien wurde dabei auch die DNA des für Amphibien gefährlichen Chytridpilzes festgestellt. Am vergangenen Freitag wurden die Ergebnisse allen Beteiligten präsentiert.
Mithilfe aus der Bevölkerung
„Für die spätere Untersuchung wurden 100 Gewässer anhand ihrer Beschreibung und der Lage der Gewässer ausgewählt. Die Beteiligung (der Bevölkerung, Anm.) war so groß, sodass wir leider wir nicht alle eingereichten Teiche analysieren konnten", bedauert Michael Traugott. „In 91 Prozent der Proben konnte Amphibien-DNA nachgewiesen und bestimmt werden. Zudem wurden alle Proben auf das Vorkommen des für Amphibien gefährlichen Cytridpilzes getestet", erläutert der Wissenschaftler.
Bislang war es unmöglich, all die Klein- und Kleinstgewässer in unserem Land auf das Vorkommen der 13 in Tirol heimischen Amphibienarten zu überprüfen. Das Projekt „Der Frosch im Wassertropfen: eDNA-Monitoring von Amphibien in Tirol" machte nun genau dies möglich. In Wasserproben aus den Tiroler Kleingewässern wurden die Umwelt-DNA-Spuren der darin lebenden Tiere analysiert. Mit eigens für das Projekt konzipierten Besammlungskits konnten die Citizen Scientists aus allen Tiroler Bezirken Wasserproben aus ihren Teichen filtrieren. Der Großteil der eingereichten Proben stammt aus Privatteichen, wobei auch natürliche Gewässer wie Seen, Teiche und Naturschutzgebiete untersucht wurden.
Neun Amphibienarten nachgewiesen
Von den 13 für Tirol nachgewiesenen in Gewässern lebende Amphibienarten konnten neun Arten sicher nachgewiesen werden. Das waren der Feuersalamander, der Bergmolch, der Teichmolch, der Alpen-Kammmolch, die Gelbbauchunke, die Erdkröte, der Laubfrosch, der Grasfrosch und der Teichfrosch. „Zusätzlich wurden auch DNA-Spuren des italienischen Wasserfrosches gefunden. Sollte dieses Vorkommen bestätigt werden, dann ist das der erste Nachweis für Tirol", erläutert Daniela Sint, aus dem Forschungsteam.
Die in Tirol bekanntesten Amphibienarten, wie Erdkröte, Bergmolch und Grasfrosch, sind auch jene, die in den meisten Gewässern gefunden wurden. „Ehemals im Inntal häufige Arten wie der Laubfrosch, die Gelbbauchunke oder Wasserfrösche kommen bedauerlicherweise nur noch in einzelnen Gewässern vor", beklagt Traugott.
Gefährlicher Chytridpilz in Tiroler Gewässer
Negativ war für die Forscherinnen und Forscher das Ergebnis, dass auch der für Amphibien gefährliche Chytridpilz in vier Gewässern gefunden wurde. Der Pilz befällt die Haut der Amphibien, ein wichtiges Atmungsorgan der Tiere.
„Mit dem Nachweis des Pilzes in den Gewässern müssen wir auch darauf hinweisen, dass es nicht zu empfehlen ist, Amphibien, andere Lebewesen oder Wasser aus Teichen zu entnehmen und in anderen Gewässern wieder einzusetzen. So besteht die Gefahr, den Pilz weiter zu verbreiten", verdeutlicht die Forscherin Martina Nindl. Auch die Entnahme von Kaulquappen ist verboten.
„Umwelt-DNA" zur Identifikation von Amphibien
Aquatische Organismen geben beständig Zellen an das sie umgebende Wasser ab. Die darin enthaltene sogenannte „Umwelt-DNA", auch „environmental DNA" oder kurz eDNA genannt, kann isoliert und damit die im Wasser lebenden Arten eindeutig identifiziert werden. „Durch die Untersuchung der DNA-Spuren im Wasser können wir genau ermitteln, welche Amphibien im Teich leben und bekommen so erstmals über eDNA einen Einblick in die Diversität der heimischen Gewässer", meint Traugott.
Mit der Entwicklung dieser Methode zählt das Team am Institut für Ökologie zu den führenden Experten im Bereich der eDNA. „Mit Hilfe der aktiven Teilnahme der Bevölkerung haben wir eine große Menge an hochqualitativen und standardisierten Daten bekommen und können uns erstmals ein detailliertes Bild über das Vorkommen der heimischen Amphibienarten und des sie bedrohenden Pilzes machen", sagt Sint.
Im Rahmen des Citizen-Science Projektes wurde die Bevölkerung in die Untersuchungen mit eingebunden und es profitieren Wissenschaftler ebenso wie Naturinteressierte in Tirol von den Ergebnissen, die dazu dienen werden, weiter für den Natur- und Artenschutz zu arbeiten.
Zum Forschungsprojekt:
Michael Traugott, Corinna Wallinger, Daniela Sint, Martina Nindl, Christiane Zeisler und Dominik Kirschner vom Institut für Ökologie bzw. von der Sinsoma GmbH haben das Vorkommen und die Bestände der bedrohten Tiere genauer untersucht. Dazu holten sie sich auch Hilfe aus der Bevölkerung, die dazu aufgerufen wurde, sich mit ihrem Teich zu bewerben.
Mehr dazu:
(TT.com)