Tiroler Gletscher-Ehe sorgt für Koalitions-Zwist

Der geplante Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Pitztal und Ötztal sorgt auch für ein Gären zwischen den Regierungsparteien ÖVP und Grüne in Tirol. ÖVP-Wirtschaftsbundchef Abg. Franz Hörl sieht ein Einmischen der Öko-Partei in das UVP-Verfahren. „Da ist dann schon die Koalitionsfrage zu stellen“, sah Hörl gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“ gar die Koalition gefährdet.

„Sie mischen sich von außen ein. Ich fordere Respekt gegenüber einem rechtsstaatlichen Verfahren“, ritt der Nationalratsabgeordnete und Seilbahn-Chef, seit jeher kein Freund der Grünen, einen Frontal-Angriff auf den Koalitionspartner. Die Grünen würden in einer von ihnen veröffentlichten Stellungnahme das Projekt ablehnen und für die Online-Petition dagegen werben. Landeshauptmann und ÖVP-Chef Günther Platter müsse einschreiten. „Dass ein Verfahren, in das die Projektbetreiber bereits drei Millionen Euro investiert haben, politisch torpediert wird, geht einfach nicht“, polterte Hörl und verwies darauf, dass das UVP-Verfahren im Koalitionsabkommen außer Streit gestellt worden war.

Nicht verstehen kann die Kritik Grünen-Klubobmann Gebi Mair: „Die Projektanten haben den Anspruch auf ein rechtsstaatliches Verfahren in einer Umweltverträglichkeitsprüfung, ohne Streit darüber“. Er könne die Wünsche aus dem Pitztal nachvollziehen, dass es einen Zusammenschluss der Skigebiete geben soll, so Mair gegenüber der „TT“. „Ich kann aber nicht verstehen, warum es nicht möglich sein sollte, verträglicher zu planen. Müssen es wirklich alle Pisten-Neuerschließungen sein? Ginge es vielleicht auch mit einer Überspannung?“

Der Zusammenschluss der beiden Gletscherskigebiete hatte in den vergangenen Wochen für Aufregung gesorgt. Eine Online-Petition, die sich gegen das Projekt ausspricht, zählt inzwischen rund 144.000 Unterschriften (Stand Montag). Eine Allianz bestehend aus WWF, Alpenverein und Naturfreunde wehrt sich ebenfalls gegen die Fusion. Die Projektbewerber dagegen sahen eine gezielte Verbreitung von Falschinformationen über das Projekt seitens der Gegner. Eine Plattform, bestehend aus Pitztaler Jungunternehmern, spricht sich ebenso für die „Gletscherehe“ aus. Die mündliche UVP-Verhandlung soll Anfang kommenden Jahres stattfinden.