Innsbruck-Land

Um Individualverkehr zu verringern: Ganz Tirol soll „ummadum“ fahren

Nach dem erfolgreichen Testjahr zogen „ummadum“-GF René Schader (3. v. r.), LR Patrizia Zoller-Frischauf (M.) und die Partner Bilanz.
© Domanig

Über die Mobilitätsplattform „ummadum“ haben sich Nutzer bereits 52.000 km an Fahrten geteilt. Nach der Pilotphase soll die Idee jetzt tirol- und bundesweit greifen.

Wattens –Volle Straßen, leere Autos: Im Schnitt sitzen in einem Pkw in Österreich 1,25 Personen, bei Berufspendlern gar nur 1,06 Personen. Diesen Besetzungsgrad zu erhöhen und so den Individualverkehr zu senken, ist Ziel der Tiroler Mobilitätsplattform „ummadum“. Sie hat den alten Gedanken der Fahrgemeinschaft per App ins Digitalzeitalter geholt und um ein Belohnungssystem ergänzt. „Jeder Partner, der interessiert ist, das Verkehrssystem zu ändern“ – Gemeinden, Betriebe, Private –, kann „ummadum-Punkte“ ausgeben, erklärt GF René Schader das Grundprinzip. Diese verwandeln sich erst nach einer geteilten Fahrt in „Mobilitätspunkte“, die der Fahrer, der jemanden mitgenommen hat, dann bei lokalen Geschäften einlösen kann.

Vor einem Jahr startete auf breiter Basis ein Pilotprojekt, getragen von der Initiative „Mobilität Wattens“, den beiden – bei Pendlerströmen eng verflochtenen – Gemeinden Wattens und Schwaz, der Firma Swarovski und dem Bezirkskrankenhaus Schwaz. Das Land Tirol schüttete eine Förderung für „Leuchtturmprojekte im Bereich Digitalisierung“ aus. Auf die Bilanz nach der Testphase sind die Partner stolz: Knapp 1000 Nutzer konnten gewonnen werden, sie teilten sich bisher 52.000 km an Fahrten und sparten so ca. neun Tonnen CO2 ein. 240-mal wurden Punkte bei lokalen Geschäften eingelöst.

LR Patrizia Zoller-Frischauf lobte „ummadum“ gestern als „richtige Idee zur richtigen Zeit“, der Kampf gegen den Klimawandel funktioniere „nicht gegen die, sondern nur mit der Wirtschaft“. BM Thomas Oberbeirsteiner betonte, dass „ummadum“ für Wattens als Ein- und Auspendlergemeinde mit 6000 Arbeitsplätzen und viel Verkehr besonders relevant sei. Vize-BM Martin Wex (Schwaz) rief weitere Gemeinden und Betriebe auf, sich der innovativen Lösung anzuschließen: „Es braucht eine kritische Masse an Nutzern, damit es läuft.“

Christina Hofer, Leiterin der Personalabteilung bei Swarovski, sprach von einem „idealen Baustein in unserer Mobilitätsagenda“, die Firma werde künftig eigens gekennzeichnete Parkplätze für die Mitfahrgemeinschaften bieten. Beim BKH Schwaz werde „ummadum“ jetzt auch auf die rund 200 Schüler der Krankenpflegeschule ausgeweitet, berichtete GF Margit Holzhammer – auch hier werden spezielle Stellplätze ausgewiesen.

Ziel sei nun, „ummadum“ – das bereits mehrere Preise abgeräumt hat – über ganz Tirol „auszurollen“, kündigte Schader an, in Synergie mit den Öffis und mit Fokus auf den ländlichen Raum. Im Pitztal z. B. startet die Plattform, wie berichtet, nächstes Jahr. Anfragen liegen laut Schader aber aus ganz Österreich und Europa, von Schweden bis Spanien, vor. Diese wolle man mit inzwischen 15 Mitarbeitern und Firmensitzen in Wattens und Wien „abarbeiten, ohne uns zu übernehmen“. (md)

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