Cheftrainer Felder will sich „nicht narrisch machen lassen“

Am Wochenende beginnt im polnischen Wisla die neue Weltcup-Saison der Skispringer. Andreas Felder ist vor seinem zweiten Jahr als ÖSV-Cheftrainer vorsichtig optimistisch, obwohl Hochform laut dem früheren Spitzenspringer nicht planbar ist. „Wir sind bereit und haben bestimmt eine konkurrenzfähige Mannschaft beisammen“, sagt Felder über sein sechsköpfiges Team.

In Wisla sind die Weltcup-Sieger Gregor Schlierenzauer, Michael Hayböck, Stefan Kraft und das weniger erfahrene Trio Daniel Huber, Philipp Aschenwald und Jan Hörl mit dabei. Gerade bei den noch jüngeren Aschenwald (24) und Vize-Staatsmeister Hörl (21) will Felder danach trachten, „sie konstanter vorne reinzubringen.“

Für Felder hat sich im ersten Jahr seiner zweiten Ära als Cheftrainer von Österreichs Springern ein Merksatz bewahrheitet: „Wenn man geduldig weiterarbeitet und sich nicht narrisch machen lässt, dann kommt man irgendwann wieder in einen Flow hinein, in dem alles leichter geht.“

Denn in einer schwach anlaufenden Saison flog es sich pünktlich zur Heim-WM mit Silber im Team- und Mixed-Bewerb sowie Einzelschanzen-Bronze für Kraft wunschgemäß. Und Kraft stellte mit Rang zwei im Gesamtweltcup hinter Überflieger Ryoyu Kobayashi (13 Siege) seine Klasse und den Status als verlässlichster ÖSV-Adler unter Beweis.

Kraft kaschierte aber auch das ansonsten bestenfalls mittelmäßige Abschneiden des Teams. Huber war als Gesamt-16. der zweitbeste Österreicher, Aschenwald (26.) und Hayböck (27.) klassierten sich gerade noch in den Top-30.

Der Stotterstart, als das rot-weiß-rote Team bis Weihnachten den Erwartungen hinterhersprang, ist Felder leidlich in Erinnerung. „Die Verkrampfung im Team war pauschal.“ Die Sommer-Arbeit für den Winter radikal zu ändern, war aber keine Option. „Beim Springen auf Touren zu kommen, ergibt sich immer von selber. Das lässt sich nicht gescheit steuern, weil es oft Kleinigkeiten sind, die oft im Kopf stattfinden, die dann deinem guten Sprung einen Riegel vorschieben“, sagte Felder.

Ein einzelner Flug könne den Knoten lösen. „Du weißt oft selbst nicht warum.“ Mentaltraining komme in seinem Team zwar „auf allen Ebenen“ zum Einsatz. „Aber loslassen zu können im richtigen Augenblick, das hast du nie so richtig in der Hand.“

Es sei aber der Anspruch, wieder überall vorne mitzureden. „Bei einer Saison wie heuer müssen wir bei den Highlights Vierschanzentournee, Gesamtweltcup und Skiflug-WM jeweils einen Platz unter den ersten drei anstreben.“ Ein vierter Platz zähle in der laut Felder schnell zur Trauerstimmung neigenden Öffentlichkeit nicht mehr. „Aber wir wissen natürlich, dass auf die Topplätze alle großen Nationen hinarbeiten.“

Wie gut die Konkurrenz in den vergangenen Monaten arbeitete, traute er sich aufgrund mangelnder Vergleichswerte nicht zu sagen. Die Tage sind vorbei, als sich die Weltelite im Spätherbst um dieselben wenigen Schanzen tummelte. Oder wie Felder sagt: „Damals wussten wir: Puh, die Finnen fahren noch einmal zwei Luken tiefer als wir. Da haben wir Arbeit vor uns.“

Zuletzt aber schauten die deutschen Springer am Bergisel vorbei. Und Felders präsaisonaler Eindruck bestärkte sich: „Die kämpfen mit den gleichen Problemen wie wir, nicht alle sind schon in Topform. Aber mitspringen tun wir da auf jeden Fall.“ Die erste Möglichkeit zur Beweisführung bietet sich in Wisla am Samstag (16.00 Uhr/live ORF1) im Teambewerb.