Innsbruck

Hötting-West wartet auf einen neuen Postpartner

Die Trafik in der Technikerstraße hat ihre Postpartner-Dienste eingestellt. „Die Rechnung ging nicht mehr auf“, meint Trafikant Christian Klotz.
© Domanig

Paketflut, zu erwartende Einbußen durch das neue Provisionsmodell: Der Postpartner in der Technikerstraße gab auf. Suche nach Nachfolger läuft.

Innsbruck –Susanne Costa, Übersetzerin und Gerichtsdolmetscherin aus Innsbruck, ist enttäuscht: Nachdem im einwohnerstarken Stadtteil Hötting-West schon vor Jahren das Postamt zugesperrt hatte, habe nun auch der Postpartner in der Technikerstraße „wegen mangelnder Rentabilität“ aufgegeben. Im Stadtteil gebe es somit jetzt keine Post mehr, die zu Fuß erreichbar wäre, nur noch Postpartner im Einkaufszentrum West oder im Cyta in Völs: „Das heißt, man muss fahren, um hinzukommen.“

Beruflich müsse sie öfters Dokumente versenden, „also frankiere ich sie jetzt selbst und werfe sie in einen der seltenen Briefkästen, die es noch gibt“. Dabei sei es ihr kürzlich passiert, dass ein Schreiben erst nach fünf Tagen zugestellt wurde. Und bei den wenigen verbliebenen Postfilialen und -partnern gebe es meist lange Schlangen, ergänzt Costa. Ihr Fazit: „Der Service wird immer schlechter.“

Er habe mit 1. Oktober nach achteinhalb Jahren die Postpartner-Dienste eingestellt, bestätigt Trafikant Christian Klotz, und konzentriere sich voll aufs Tabak-Fachgeschäft. Er nennt diverse Gründe: So habe die Post AG die Provisionen „seit zwölf Jahren nie angeglichen“, die Rechnung gehe nicht mehr auf. Zu Beginn habe es noch gepasst, „mir blieb etwas übrig, aber seit Jahresanfang stellte ich fest, dass das Verhältnis nicht mehr stimmt“. Klotz verweist auch auf das neue Provisionsmodell ab 1. Jänner 2020, das teils massive Kürzungen für Postpartner bringe: So gibt es für die Annahme von Retourpaketen nur noch 50 statt bisher 90 Cent Provision. Klotz beziffert den monatlichen Verlust mit ca. 350 Euro. Dabei werde die Arbeit immer mehr, weil die Paketflut zunehme und die Post das Zustellgeschäft der deutschen DHL in Österreich übernehme. Und: Er habe nur eine Vollzeitangestellte für 38 1/2 Stunden gehabt, „die Post musste ich aber 44 Stunden pro Woche offenhalten – und das zwölf Monate im Jahr“. Hinzu komme noch, dass die Kundschaft immer schwieriger und ungeduldiger werde. „Bevor wir uns psychisch kaputt machen, haben wir es lieber gelassen.“

Michael Homola, Pressesprecher der Post AG, widerspricht in mehreren Punkten deutlich: Dass die Provisionen nicht angepasst würden, sei schlicht falsch, das geschehe jährlich. Dazu habe man Produkte wie etwa das „Päckchen“ neu eingeführt. Das neue Provisionsmodell sei zum Zeitpunkt, als der Trafikant gekündigt habe, noch gar nicht bekannt gewesen, ergänzt Homola. Und: Kürzungen gebe es nur bei zwei Elementen des Pakets, ansonsten auch Erhöhungen, etwa bei Briefsendungen. Als Teil des Gesamtpakets würden alle Postpartner zudem eine neue IT-Ausstattung erhalten, „die die Arbeitsabläufe vereinfacht und enorme Zeitersparnis bringt“, etwa auch bei der Annahme von Retourpaketen. Man habe alle Änderungen partnerschaftlich gemeinsam mit dem Postpartner-Beirat erarbeitet.

Für das Gebiet Hötting-West wolle man „auf jeden Fall“ wieder einen Postpartner, betont Homola, es gebe dazu bereits Gespräche, entschieden sei aber noch nichts. Vor Weihnachten werde es sich aufgrund der Vorlaufzeit definitiv nicht ausgehen.

Trafikant Klotz ist aber generell „skeptisch, ob sich wer findet“ – und wünscht dem Nachfolger oder der Nachfolgerin: „Viel Spaß!“ (md)

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