Knabl nicht für EM nominiert: „So habe ich keine Lust mehr“
Quali-Kriterien werden von Verband anders „gelesen“ als von Schwimmern und Trainern.
Von Sabine Hochschwarzer
Innsbruck –„Es ist schade, sehr schade. Mehr als schwarz auf weiß zu liefern, was gefordert ist, kann ich nicht“, bedauert Alexander Knabl. Der Tiroler Schwimmer hatte als einer der besten Kraulsprinter Österreichs damit gerechnet, für die Staffel bei der Kurzbahn-EM im Dezember in Glasgow nominiert zu werden. Wurde er aber nicht. Die Enttäuschung ist groß: „Man nimmt mir eine Chance.“
Die Qualifikationsrichtlinie des Österreichischen Schwimmverbands vom 19. November 2018 sieht vor: „Staffeln werden nominiert, wenn die Summe der Bestzeiten (im Qualifikationszeitraum) der vier schnellsten Aktiven besser ist als die angegebene Richtzeit.“ 1,5 Sekunden blieben Heiko Gigler, Bernhard Reitshammer, Robin Grünberger und Knabl zusammen unter dem Limit. Jetzt dürfte aber der Fünftschnellste Alexander Trampitsch (Einzel-Limits/Nov. 2018) Staffel schwimmen, der über 50 Kraul 0,21 bzw. 0,25 Sek. im Zeitraum langsamer war als der Tiroler. Knabls TWV-Kollege Grünberger wurde hingegen als Drittschnellster (ohne Einzel-Limit) nominiert. „Ich freue mich für Robin und für alle anderen, aber es kann nicht sein, dass Richtlinien nicht beachtet werden. Es geht darum, die sportlich schnellste Staffel zu haben“, ärgert sich Knabl. Trainer Wolf Grünzweig wundert sich: „Wenn nicht die vier Schnellsten fahren dürfen, dann brauche ich das nicht so zu schreiben. Zuerst machen sich Schwimmer Hoffnungen, dann ist alles anders. Wie soll ich Alex jetzt noch motivieren?“ Und Linz-Kollege Bernhard Reitshammer, zweitschnellster Staffelmann (mit Einzel-Limits), versteht es auch nicht: „Die Argumente des Verbands können alle entkräftet werden.“
Der Verband mit Sportdirektor Walter Bär kontert: „So stimmt das nicht. Es steht nicht, dass die vier Schnellsten qualifiziert sind, sondern dass wenn eine Quotenzeit erbracht wird, eine Staffel geschickt wird. Wenn das anders verstanden wird, ist das Interpretationssache.“ Zudem zeige Knabl eine Tendenz nach unten. Bär wolle aber die Richtlinien eindeutiger machen, „damit es sprachlich auch alle verstehen“.
Eigentlich hatte Knabl, der wie auch Sascha Subarsky (Wien/Lagenstaffel) betroffen ist, nichts sagen wollen, „weil man glauben könnte, das sei jetzt eine Trotzreaktion. Aber das kann einfach nicht sein. So was passiert ja nicht das erste Mal, sondern laufend.“
Der Verband hat ohnehin stets eine Hintertür offen: „Die Nominierung für die definitive Entsendung erfolgt auf Vorschlag der Sportkommission durch den OSV-Vorstand“, heißt es. Personell sind beide Gremien nahezu gleich besetzt (mit nur einer Frau). Athletensprecher gibt es keine. Knabl ist dem Ende nahe: „Vielleicht wäre das meine letzte Möglichkeit gewesen. So habe ich keine Lust mehr.“