Prado beendet 200-Jahr-Jubiläum mit einzigartiger Goya-Schau
Leichen, verhungernde Menschen, Bettler, Greise mit amputierten Körperteilen, Huren. Der Abschluss der 200-Jahr-Jubiläums des weltberühmten Madrider Prado Museums hätte düsterer und gewalttätiger kaum ausfallen können. Aber auch nicht beeindruckender. „Goya. Zeichnungen“ heißt die Sonderausstellung, mit der die einjährigen Jubiläumsfeierlichkeiten des Prado zu Ende gehen.
Nicht Goyas berühmten „schwarzen Malereien“ oder seine „nackte Maja“ stehen diesmal im Mittelpunkt, sondern seine Zeichnungen. Vom 20. November 2019 bis zum 16. Februar 2020 werden insgesamt über 300 Zeichnungen von Francisco de Goya (1746-1828) ausgestellt.
Es ist eine einzigartige Gelegenheit, denn viele seiner Zeichnungen, die sich vor allem im Besitz des Prado befinden, werden selten oder gar nicht ausgestellt. Doch auch zahlreiche internationale Museen und private Kunstsammler liehen der Madrider Pinakothek ihre sensiblen Bleistift-Werke des spanischen Malers.
Fast vier Jahre waren die Kuratoren Jose Manuel Matilla und Manuela Mena mit der Zusammenstellung der Zeichnungen beschäftigt. Dabei wurden Goya einige Werke abgesprochen, andere hinzugefügt. So entstand bei den Vorbereitungen der Schau ein neuer wissenschaftlicher „Katalog von Goyas Zeichnung“, der seine Werkliste auf den neusten Stand bringt und den letzten Katalog aus den 1970-Jahren aktualisiert.
Dabei zeigt die chronologisch angelegte Ausstellung nicht nur das unglaubliche zeichnerische Talent Goyas, sondern vor allem die Aktualität und Langlebigkeit von Goyas Denken und Zeichnungen. „Schon vor 200 Jahren beunruhigte Goya die Gewalt gegen Frauen, gegen soziale Randgruppen. Dabei geht es nicht nur um körperliche, sondern auch psychische Gewalt“, hebt Ausstellungs-Kuratorin Manuela Mena hervor.
Die mit der spanischen Botin-Kulturstiftung organisierte Sonderschau teilt Goyas Zeichnungen in verschiedene Epochen, aber auch Themen ein: Goyas Zeichenanfänge zwischen 1771-1778, sein mit Zeichnungen illustrierter Briefverkehr mit Martin Zapater 1775-1803, Tagebücher, Porträts, die Unabhängigkeitskriege 1810-1815, der Stierkampf.
Mit Goya, seinem großen Vorzeigekünstler, schließt das Madrider Prado nun seine Jubiläumsfeierlichkeiten. Heute vor 200 Jahren, am 19. November 1819, wurde der Prado eröffnet - heute ein Museum der Superlative. Hier hängen neben Goyas gespenstigen „Schwarzen Malereien“, „Las Meninas“ von Diego Velázquez und Hieronymus Boschs „Garten der Lüste“.
Mit rund 8.600 Gemälden, Zeichnungen und fast 700 Skulpturen ist der Prado heute eines der größten und weltweit bedeutendsten Kunstmuseen überhaupt. In mehr als 100 Ausstellungssälen zeigt er auf 40.000 Quadratmetern die Werke der großen Meister vom Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert. Vor allem spanische Maler und Künstler aus Ländern, die eng mit habsburgischen Spanien verbunden waren wie Italien, Flandern und die Niederlande. Murillo, Zurbarán, Velázquez, El Greco, Tizian, Rubens, Dürer, Caravaggio, Rembrandt, Rafael - alle großen Namen der Kunstgeschichte sind im Prado mit bekannten Werken vertreten.