Landesfotodokumentation: Nähe und stiller Patriotismus
Die große Masse abgebildet: Die 15. Landesfotodokumentation zeigt ab heute Abend Familien von heute.
Innsbruck –Wie wird die Familie in 50 Jahren aussehen? Das interessiert das Fotoforum derzeit weniger. Viel interessanter ist für Leiter Rupert Larl, wie man in 50 Jahren die Familie von heute sehen wird. Deshalb widmet Larl gemeinsam mit dem Land Tirol die 15. Landesfotodokumentation dem Thema Familie.
Vor zwanzig Jahren startete das Vorhaben mit dem Anspruch, ein visuelles Gedächtnis der Tiroler Gegenwart anzulegen – ein Archiv abseits von Werbe- und künstlerischer Fotografie. Anknüpfen möchte Larl damit an nichts Geringeres als an die großen Ikonen der Dokumentarfotografie – August Sander, dessen Archiv „Menschen des 20. Jahrhunderts“ das Bild etlicher Milieus zumindest des frühen zwanzigsten Jahrhunderts maßgeblich prägt.
Zugunsten formaler Kohärenz werden in der Fotodokumentation die Eitelkeiten der mitwirkenden zehn Fotografen ausgemerzt, erklärt Larl. Es ist eine Gruppenarbeit. So entstanden in eineinhalb Jahren Porträts von 74 Familien aus Gesamttirol; zu sehen ab heute Abend im Fotoforum, fein säuberlich in Reihe hängen sie dort, Familie X am Traktor am Reschen, die Familie Y am Haus in Oberbozen. Mehr Infos gibt’s nicht.
Die Familien präsentieren sich am Lieblingsort, entscheiden über die Zusammenstellung, dementsprechend ähnlich und doch verschieden sind die Porträts. Fragen nach dem künstlerischen Aspekt darf der Betrachter hier getrost außen vor lassen. Er muss sich auf die (selbst imaginierten) Geschichten konzentrieren. Das heißt, er klammert sich an Gemeinsamkeiten: Wie verhalten sich die Familien vor der Kamera? Wie inszenieren sie sich? Die Antworten sind erwartbar. Tiroler Familie heißt Nähe, Kinder, Tradition, stiller Patriotismus. Das ist nicht immer aufregend, kein Idealbild, aber Abbild eines Gros einer Gesellschaft. (bunt)