Analyse

RBI-Chefanalyst Brezinschek: Ab 2021 winkt ein Mini-Aufschwung

RBI-Experte Peter Brezinschek bei seiner Tirol-Visite.
© Franz Oss

2020 werde kein Krisen-, sondern ein Wendejahr, prognostiziert RBI-Chefanalyst Peter Brezinschek.

Innsbruck –Der Research-Chef der Raiffeisen Bank International sieht seinen aktuellen Stimmungsbericht anlässlich seines Tirol-Besuchs in der RLB zwar eher novembergrau, allerdings mit der Aussicht auf zarte Abendröte und einen sanften Anstieg der globalen Wachstumsdynamik in den kommenden Jahren.

Nach einer langen Wachstumsphase zeichne sich keine Wiederholung des Schreckensszenarios von 2009 ab, als das BIP der Eurozone als Folge der Finanzkrise um 4,5 Prozent eingebrochen war. Es werde auch 2020 mit 0,5 Prozent ein kleines Plus in der Eurozone geben.

Es gebe das Megathema Klimakrise, wobei sich etwa der Dow Jones fast parallel mit der globalen Temperaturkurve nach oben bewegt habe. Und es gebe vor allem auch viele politische Unsicherheiten wie den mit Ende Jänner bevorstehenden Brexit und den Handelsstreit zwischen den USA und China. „Der Handelskonflikt bremst Welthandel wie europäische Exporte. Kommt es zu keiner Einigung, sondern zu einer Eskalation des Konflikts, bliebe am Ende nur verbrannte Erde“, sagt Brezinschek. Trump stelle in Sachen unfaire Handelspraktiken die richtigen Fragen, während die EU zu uneinig agiere, so der RBI-Experte. Er gehe aber davon aus, dass es doch einen Brexit-Deal und, wegen der bevorstehenden US-Präsidentenwahl, auch eine zumindest vorläufige Einigung von Trump mit China im Handelsstreit geben wird.

Deutschland stecke heuer in einer technischen Rezession, während sich Österreich vor allem auch dank seiner Stärke in Osteuropa (hat weiter gute Wachstumsraten) deutlich besser halte. Das Wirtschaftswachstum in Österreich werde im kommenden Jahr von heuer 1,3 auf nur noch 0,8 Prozent fallen, wobei es nach der Talsohle in der ersten Jahreshälfte ab dem Sommer spürbar bergauf gehen sollte. Für 2021 sagt Brezinschek dann bereits wieder ein Plus von 1,4 Prozent voraus.

Die Inflation werde in den Euro-Ländern auch 2020 weit unter der EZB-Zielmarke von knapp unter 2 Prozent bleiben. Der Kurs der internatio­nalen Notenbanken bleibe expansiv, Brezinschek sieht ein weiteres Zinssenkungspotenzial bei der US-Notenbank Fed von 0,25 bis 0,5 Prozentpunkten und erwartet eine weitere Zinssenkung durch die EZB von minus 0,5 auf minus 0,6 Prozent.

Sehr unerfreulich sei derzeit die Situation an den Anleihemärkten, mit einem dramatischen Renditeneinbruch bei den 10-jährigen Laufzeiten sowohl in Europa wie in den USA. Besonders profitiert habe davon die hundertjährige Österreichische Bundesanleihe, die in der Spitze im September einen Rekordkurs von 210 Prozent des Nennwertes erreicht habe. (va)

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