Chiles Polizei verzichtet auf Gummigeschosse bei Demos

Angesichts Hunderter Verletzter bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Chile hat die Polizei den Einsatz von Gummigeschossen weitgehend ausgesetzt. Bei Demonstrationen werde die Munition bis auf weiteres nicht mehr eingesetzt, teilte die Polizei am Dienstagabend (Ortszeit) mit.

Gummigeschosse dürften nur noch im Extremfall verwendet werden, wenn Gefahr für das Leben von Beamten oder Zivilisten bestehe, so die Polizei. Menschenrechtsorganisationen hatten den Einsatz der Gummigeschosse bei den seit Wochen andauernden Protesten gegen die Regierung kritisiert. Nach Angaben des nationalen Menschenrechtsinstituts erlitten bisher über 200 Menschen Augenverletzungen, zahlreiche Opfer verloren das Augenlicht. Laut einer Studie der Universität Chile bestehen die Geschosse nur zu 20 Prozent aus Gummi. Darüber hinaus enthält die Munition demnach Metalle wie Blei und Silizium.

Seit Wochen gehen in Chile täglich Tausende Menschen gegen die Regierung auf die Straße. Die Demonstranten fordern einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung sowie eine Abkehr vom neoliberalen Wirtschaftssystem. Regierung und Opposition einigten sich zuletzt bereits darauf, eine neue Verfassung auszuarbeiten. Der aktuelle Text von 1980 stammt noch aus Zeiten der Diktatur von General Augusto Pinochet.

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