Extremwetter

Abgeschnittene Gebiete: Rettungsdienste in Tirol rücken näher zusammen

Wenn nicht ohnehin vor Ort, werden Bergretter auch per Hubschrauber eingeflogen.
© BH Lienz/Viertler

Kooperation von Rotem Kreuz und Bergrettung garantiert Versorgungssicherheit in abgeschnittenen Gebieten.

Telfs –Die unerwartet großen Schneemengen der vergangenen Tage in Osttirol haben die Einsatzkräfte auf allen Ebenen gefordert. Dass die medizinische Versorgung der in den Tälern und Ortschaften eingeschlossenen Bevölkerung aufrechterhalten werden konnte, ist nicht zuletzt einer engen Zusammenarbeit zwischen dem Roten Kreuz und der Bergrettung zu verdanken. Diese Kooperation wurde im vergangenen „Jahrhundertwinter“ bereits erprobt und habe sich seitdem sehr bewährt, erklärten gestern Andreas Karl, Geschäftsführer des Rettungsdienstes Tirol, und Hermann Spiegl, Landesleiter des Bergrettungsdienstes Land Tirol.

„Es gibt Situationen, wo nach Muren- oder Lawinenabgängen keine Rettungsfahrzeuge in die betroffenen Gebiete fahren und wegen des schlechten Wetters oder in der Nacht keine Hubschrauber fliegen können“, erklärt Andreas Karl. Damit die ärztliche Versorgung dennoch gewährleistet ist, springt in diesen Fällen die Bergrettung mit ihrem Personal als so genannte First Responder direkt vor Ort ein. „Wir haben 63 Notärzte, 41 Notfallsanitäter und 85 Rettungssanitäter in unseren Reihen“, sagt Bergrettungs-Landesleiter Hermann Spiegl. Diese Kompetenzen sollen im Ernstfall nicht ungenützt bleiben, zumal sich in abgeschnittenen Tälern ohnehin oft Ortsstellen der Bergrettung befinden. Sollte kein medizinisches Fachpersonal der Bergrettung vor Ort sein, kann dieses eingeflogen werden oder gelangt mittels geländegängiger Fahrzeuge der Bergrettung in die betroffenen Gebiete. Die Alarmierung im Notfall laufe ganz normal über die Leitstelle Tirol. Geht dort ein Notruf ein, wird zunächst der 24-Stunden-Journaldienst des Rettungsdienstes alarmiert, der bei Bedarf den Auftrag an den Journaldienst der Bergrettung Tirol weiterleitet. Von dort aus wird dann der Notfalleinsatz geplant und durchgeführt.

Teil des Konzeptes ist es auch, dass sich ausgebildetes Personal in abgeschnittene Regionen fliegen oder dort einschneien lässt. Während der vergangenen Tage etwa war der Landesarzt der Bergrettung Tirol, Josef Burger, in Prägraten im Einsatz, weil dort kein Arzt vor Ort war. Nachdem ihn ein Hubschrauber in der Gemeinde während eines Schönwetterfensters abgesetzt hatte, füllte er dort für gut eine Woche in Personalunion die Funktionen von Hausarzt, Kinderarzt und Notarzt aus.

Bei Rotem Kreuz und Bergrettung geht man davon aus, dass sich aufgrund der klimatischen Veränderungen wetterbedingte Extreme künftig häufen werden. (np)