Sichere Datenübertragung mit Ultraschall am Handy
Ultraschallkommunikation ist eine neue Methode für den Datenaustausch zwischen IoT-Geräten sowie Mobiltelefonen. Forscher der FH St. Pölten haben nun ein erstes offenes Kommunikationsprotokoll für Uraschallkommunikation mit dem Namen SoniTalk entwickelt.
S. Pölten – Die Vernetzung von Geräten im Alltag und in Unternehmen nimmt stetig zu. Ultraschallkommunikation ist eine bisher wenig beachtete, aber vielversprechende Technologie für Ad-hoc-Datenaustausch, Nahfeldkommunikation und als Kanal zur sicheren Authentifizierung von Geräten und Personen. Forscher der Fachhochschule (FH) St. Pölten entwickelten neue Methode zur Nahfeldkommunikation mit dem Namen SoniTalk.
Ansätze zur Ultraschallkommunikation wurden bereits von einzelnen Firmen entwickelt, die Technik sei aber im Copyright der Firmen und werfe teilweise Fragen bezüglich des Schutzes der Privatsphäre der User auf. „Ein offenes Protokoll war daher dringend notwendig, um sichere Kommunikation zu gewährleisten und die Privatsphäre zu schützen“, sagt Matthias Zeppelzauer, Senior Researcher am Institut für Creative\Media/Technologies der FH St. Pölten.
Offenes und transparentes Kommunikationsprotokoll
Zeppelzauer hat gemeinsam mit seinen Kollegen Alexis Ringot und Florian Taurer mit SoniTalk ein solches offenes und transparentes Kommunikationsprotokoll für die Datenübertragung mittels Ultraschall (Data-over-Sound) entwickelt. SoniTalk ist als Open-Source frei verfügbar. Das gleichnamige Software-Development-Kit hinter SoniTalk wurde mittels Java für Android umgesetzt und ermöglicht das Senden und Empfangen beliebiger Daten im Ultraschallfrequenzbereich.
Mobiltelefone und Tablets können durch sogenanntes Audiotracking mittels Ultraschall auch unbemerkt das Verhalten ihrer BenutzerInnen verfolgen – etwa das Betrachten bestimmter Videos oder den Aufenthalt an bestimmten Räumen und Plätzen. Vergangenes Jahr haben Zeppelzauer und seine Kollegen die von ihnen entwickelte App SoniControl veröffentlicht, mit der das akustische Tracking blockiert werden kann. „Derzeit wird die App weiterentwickelt, um sie Nutzer noch attraktiver zu machen. Sie soll in Zukunft in das SoniTalk-Protokoll integriert werden, um dort sichere Datenübertragung zu gewährleisten“, so die Forscher.
Frei und offen spezifizierte Hardware
SoniTalk ermöglicht neue Funktionen und Services für die Digitalisierung: So ließe sich SoniTalk etwa zur Authentifikation und Verifikation von Daten und Personen einsetzen, zum Verfolgen von Objekten in der Produktion (Asset Tracking), zum Aufbau von lokalen Netzwerken (Ad-hoc Netzwerke), für mobile Zahlungen und Geldtransfer, zur Gerätekopplung und zur Steuerung von Smart Homes. SoniTalk soll in naher Zukunft in ersten Industrie-4.0-Anwendungen in der Praxis evaluiert werden. Derzeit entwickeln Zeppelzauer und seine Kolleginnen und Kollegen einen dazu passenden Ultraschall-Beacon (eine Art Lautsprecher) für ortsabhängige Dienste auf Basis von SoniTalk. Dieser soll als frei und offen spezifizierte Hardware zur Verfügung gestellt werden.
Zielgruppe sind laut Zeppelzauer Firmen und Personen im Bereich der IT-Sicherheit und Industrie 4.0, AnbieterInnen von Indoor-Navigations-Systemen sowie von bargeld- und kontaktlosen Zahlsystemen, KünstlerInnen und Museen, die Ausstellungen interaktiv gestalten wollen, sowie die Open-Source-Community.
Da die neue Technik als Open-Source verfügbar ist, kann sie von Interessierten Entwicklern und Firmen adaptiert und verbessert werden. Auch die Forscherder FH St. Pölten wollen SoniTalk technisch weiterentwickeln und suchen derzeit nach Firmen, die sich durch die neue Technologie einen Vorteil verschaffen wollen. (pte)