Wahlkampffinale von Grünen und ÖVP vor Steiermark-Wahl

Die steirischen Grünen und die ÖVP sind am Freitag in das Wahlkampffinale für die Landtagswahl gestartet: Spitzenkandidatin Sandra Krautwaschl bekommt bis Sonntag Unterstützung vom gebürtigen Oststeirer und Koalitionsverhandler Werner Kogler. Landeshauptmann und ÖVP-Spitzenkandidat Hermann Schützenhöfer holte sich türkise Unterstützung von Bundesobmann Sebastian Kurz.

Krautwaschl erfasse eine „gewisse Wehmut“, denn es sei für sie der bisher schönste Wahlkampf gewesen, der sich nun dem Ende neige. „Das Schöne: Am Sonntag kommt die Stunde der Wahrheit, ob uns der Durchbruch für Klimaschutz gelungen ist.“ Sie sei noch nie so zuversichtlich gewesen und wünsche sich so stark zu werden, dass Hermann Schützenhöfer ernsthaft mit den Grünen reden muss. Die grüne Frontfrau hofft, „dass sich die schwarz-blaue Korruptionssuppe nicht auch über die Steiermark ergießt“.

Kogler wird bis Sonntagabend in der Steiermark sein und in Graz und möglicherweise auch in seiner Heimat nahe Hartberg wahlkämpfen. Krautwaschl sei eine „authentische Kämpferin für Natur- und Klimaschutz mit Blick auf vernünftige Wirtschaft und soziale Absicherung“. In Graz würden viele Wurzeln der Grünen liegen: „Die Stadt war immer schon ein Schmelztiegel für viele Bewegungen, die bei den Grünen aufgegangen sind.“ Man sei eine Bündnis-Partei geworden, was auch zum Bundeserfolg beigetragen habe. Er hoffe, dass seine Partei diesmal wieder gut in Graz abschneiden werden, so Kogler.

Mit einem Blick auf die Konkurrenz steige seine Erwartung an Krautwaschl: „Kunasek gehört einer Truppe an, die chronisch anfällig für Korruption ist.“ Für eine „Einzelfall-Versammlung“ müsste man die Stadthalle anmieten. Er finde es „unerhört“, dass Schützenhöfer eine „Ibiza-Koalition“ nicht ausgeschlossen habe. Die frühere rot-schwarze Koalition unter Franz Voves (SPÖ) und Schützenhöfer sei mutig gewesen, aber danach sei wieder das „Stillstandsphänomen“ eingezogen: „Michael Schickhofer wird wohl nicht die Turbo-Geheimwaffe sein, um den Stillstand aufzubrechen“, sagte Kogler.

ÖVP-Spitzenkandidat Hermann Schützenhöfer verteilte zum Wahlkampffinale gemeinsam mit Bundesobmann Sebastian Kurz Wahlgeschenke, drückte zahlreiche Hände und machte Selfies. Es wurde aber nicht nur verteilt, sondern auch eingesammelt. So wurden Kurz und Schützenhöfer von einer begeisterten Standlerin mit heißen Maroni ausgestattet.

Zwei Gassen weiter liefen sie dem Rotfichten-Bäumchen verteilenden SPÖ-Spitzenkandidaten Michael Schickhofer in die Arme und wurden von diesem kurzerhand beschenkt. Sollte Kurz Kogler begegnen, werde er „ihm die Hand geben und ihn begrüßen“, sagte Kurz auf eine entsprechende Frage bei einem kurzen Statement gemeinsam mit Schützenhöfer für die Medien.

Der Landeshauptmann zeigte sich erfreut und dankbar für den Besuch aus Wien. Die „Stimmung bei uns ist gut“, er hoffe, dass die ÖVP auch am Wahlsonntag ein entsprechendes Ergebnis „in die Scheune“ fahren könne. Kurz zeigte sich „zuversichtlich, dass wir gestärkt werden“. Auf eine mögliche türkis-grüne bzw. schwarz-grüne Koalition in der Steiermark, wie sie derzeit in Wien verhandelt wird, ging Kurz nicht ein. Der Landeshauptmann werde es so machen, wie er und nach der Wahl mit allen Parteien reden. „Bei jeder Variante gibt es Vor- und Nachteile. Schauen wir mal, wie viele Varianten es in der Steiermark nach der Wahl gibt“, so Kurz.

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Schützenhöfer betonte neuerlich, dass er sich im Wahlkampf bemüht habe, die Gesprächsbasis mit allen gut zu halten. „Denn nach der Wahl wird niemand alleine auf der Welt sein. Wir müssen uns in die Augen schauen können.“

NEOS wählten als Location für ihren Wahlkampfendspurt die Herrengasse vor dem Landhaus, in das sie einziehen wollen. „When The Saints Go Marching In“ stimmte die Brass Band an, als Beate Meinl-Reisinger und der steirische Spitzenkandidat Niko Swatek ankamen. Jubel empfing die beiden, ehe sie die Unterstützer - umrahmt von vielen pinken Luftballons - für die Wahl einstimmten.

Meinl-Reisinger, mit Wohnsitz im Ausseerland Wahlsteirerin, wiederholte zwei Tage vor der Landtagswahl ihren Wunsch, den sie schon beim Wahlkampfauftakt geäußert hatte: „Wir hoffen auf den Hattrick nach EU- und Nationalratswahl. Vorarlberg war auch noch dazwischen, also hoffen wir auf einen Vierfachsieg.“ Gerade die vergangenen Tage mit der Causa Casinos habe gezeigt, dass es mehr Kontrolle in der Politik brauche. Sie gratulierte Swatek, der LH Hermann Schützenhöfer bei den „Elefantenrunden“ reizen konnte.

Die steirische KPÖ beendete indes mit einem Demozug vom Lendplatz zum Eisernen Tor in Graz den Wahlkampf zur Landtagswahl. Spitzenkandidatin Claudia Klimt-Weithaler stellte in ihrer Ansprache einmal mehr „leistbares Wohnen“ in den Mittelpunkt. Beim Demozug mit Musik - mit rund 60 Teilnehmern - schaute man bei den Ständen der fünf anderen wahlwerbenden Parteien vorbei.

Etwas Abstand wurde am Lendplatz zur FPÖ gehalten - auf Ersuchen der Polizei. Die Freiheitlichen waren gerade bei den letzten Vorbereitungen für ihren eigenen Abschluss mit Spitzenmann Mario Kunasek und Bundesparteichef Norbert Hofer. Dabei waren gut und gern 40 Polizisten, beim Demozug der Kommunisten waren es drei Beamte. Ohne den Verkehr zu behindern, ging es mit Plakaten, Pauken und Trompeten durch die Innenstadt. Vorneweg marschierte KPÖ-Legende Ernest Kaltenegger, der Info-Flugblätter an Passanten verteilte und von Straßenkünstlern und Bürgern freundlich gegrüßt wurde.