Van der Bellen, Mattarella betonen Vorzeigemodell Südtirol

50 Jahre nach der Annahme des sogenannten „Südtirol-Pakets“ in der Nacht auf den 23. November 1969 haben am Samstag Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella und Bundespräsident Alexander Van der Bellen an einem Festakt auf Schloss Tirol bei Meran teilgenommen. Beide hoben dabei die autonome Provinz als weltweites Vorzeigemodell des Miteinanders hervor.

„Südtirol ist ein weltweites Vorzeigemodell des gelebten Minderheitenschutzes“, erklärte Van der Bellen in seiner Rede. Es sei ein „blühendes, friedliches Land, ein ganz besonderes Land“, so Van der Bellen. Dies gelte auch für ihn persönlich - schließlich sei er im Kaunertal nahe der Grenze zur autonomen Provinz aufgewachsen. „Südtirol ist für mich eine Herzensangelegenheit“, meinte das Staatsoberhaupt.

„Österreich wird auch in Zukunft an der Seite Südtirols stehen“, betonte Van der Bellen die Schutzfunktion des Landes und betonte gleichzeitig die „gute nachbarschaftliche Zusammenarbeit“ mit Italien. Ein Zeichen dafür sei auch das Treffen mit seinem Amtskollegen anlässlich „50 Jahre Südtirol-Paket“ und 100 Jahre Friedensvertrag von Saint-Germain mit der Abtrennung Südtirols von Österreich. „Das ist alles nicht ganz selbstverständlich“, so der Bundespräsident. Die Annahme des Südtirol-Pakets bei der Landesversammlung der Südtiroler Volkspartei vor 50 Jahren sei jedenfalls ursächlich gewesen für die heutige „moderne Autonomie Südtirols“.

„Wir sind durch eine enge Freundschaft verbunden“, unterstrich auch Mattarella die Beziehung zwischen Österreich und Italien sowie jener ihrer Staatsoberhäupter. Die Autonomie Südtirols habe einen „langen, positiven Weg zurückgelegt“ und sei ein „weltweites Beispiel für ein friedliches Zusammenleben“.

Mattarella verwies aber auch darauf, dass die Autonomie auch „dunkle Zeiten hinter sich“ habe und erwähnte dabei die Anschläge des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS), die schließlich in die sogenannte „Feuernacht“ vom 11. auf den 12. Juni 1961 mündeten. Vorwiegend habe es aber „Phasen intensiver Zusammenarbeit“ gegeben.

Der italienische Staatspräsident erinnerte aber auch an die Zeiten von Nationalsozialismus auf deutscher und von Faschismus auf italienischer Seite. „Die Angriffe der Diktatur sind unzumutbar gewesen“, erklärte Mattarella und sprach von einer „Politik der ethnischen Säuberung“. Die aus dem Hitler-Mussolini-Abkommen hervorgehende „Option“ - also die völlige Assimilierung der Südtiroler beziehungsweise ihre Aussiedlung ins Deutsche Reich - habe eine „erzwungene Migration“ zur Folge gehabt, erinnerte der Präsident an ein weiteres dunkles Kapitel der Geschichte. Auf Reizthemen wie die offene Frage der Begnadigung der noch lebenden Südtirol-Aktivisten oder jene der Doppelstaatsbürgerschaft gingen Van der Bellen und Mattarella in ihren Reden indes nicht ein.