Neue Proteste der „Sardinen“ gegen Salvini in Italien

In Italien fasst die spontan entstandene Protestbewegung gegen die Lega, die sich „Volk der Sardinen“ nennt, immer mehr Fuß. Rund 4.000 Menschen gingen am Freitagabend in Palermo auf die Straße, um gegen die Lega zu demonstrieren. „Populisten, die Party ist zu Ende!“, lautete der Slogan der Demonstranten, die sich vor dem Theater Massimo in der sizilianischen Hauptstadt versammelten.

Die Demonstranten reagierten damit auf einen Aufruf in den sozialen Netzwerken. Bereits vergangene Woche hatten sich die „Sardinen“ auf der Piazza Maggiore in Bologna versammelt. 15.000 Personen hatten gegen Lega-Chef Matteo Salvini demonstriert, der zeitgleich in einer Halle die Kandidatin seiner Lega für den Wahlkampf in der Region Emilia Romagna, die Senatorin Lucia Borgonzoni, vorstellte.

Zu einer größeren Protestdemo war es am Montag auch in der Stadt Modena gekommen. In der Emilia Romagna und in Kalabrien sind am 26. Jänner Regionalwahlen geplant, die die Lega zu gewinnen hofft.

54 lokale „Sardinen“-Gruppen sind inzwischen italienweit mit dem Ziel entstanden, den Populismus der Lega und anderer Rechtsparteien einzugrenzen. Auf Facebook wurde die Liste der Anti-Lega-Demonstrationen veröffentlicht, die die „Sardinen“ in den nächsten Wochen planen. Protestveranstaltungen sind auch außerhalb der nationalen Grenzen geplant. Am Sonntag ist in New York ein Flashmob vorgesehen, an dem sich laut der Organisatoren rund 200 Demonstranten beteiligen wollen. Am 2. Dezember ist eine Protestaktion in Antwerpen geplant.

Das „Volk der Sardinen“ will wachsen und sich stärker etablieren. So wurde in Brüssel der Name „Sardinen“ als Marke geschützt. Bewegungsgründer Mattia Santori ließ den Namen der Protestbewegung beim EU-Patentschutzbüro registrieren. „Wir wollen verhindern, dass der Name ‚Sardinen‘ zu Zwecken missbraucht wird, die nichts mit unseren Zielen zu tun haben“, sagte der 32-jährige Santori.

Patentiert wurde auch das Logo mit dem Bild eines Fischschwarms in einer weißen Wolke, das bei den nächsten Veranstaltungen stets als Symbol der Bewegung dienen soll. Santori wurde indes zum Sprecher der „Sardinen“ ernannt. Er hatte die Bewegung vor zwei Wochen mit drei Ex-Studienkollegen gegründet.

Die Bewegung hat inzwischen ihr „Manifest gegen die Populisten“ veröffentlicht. „Jahrelang habt ihr Populisten Lügen und Hass über uns ausgeschüttet. Ihr habt Lügen und Wahrheit vermischt und eine Welt geschildert, die euren Interessen entspricht. Ihr habt unsere Ängste und Schwierigkeiten ausgenutzt, um unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Eure politische Botschaften sind leer“, heißt es im auf Facebook veröffentlichten Manifest. Die „Sardinen“ seien eine friedliche Bewegung aus „normalen Personen“, die sich für die Gemeinschaft einsetzen wollen und jede Form von Rassismus und Nationalismus verwerfen.

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Salvini zeigte sich vom zunehmenden Erfolg der Protestbewegung unbeeindruckt. Jede demokratische Gruppierung sei willkommen, versicherte er. Er fürchte spontane Demos nicht, er hob jedoch hervor, dass die „Sardinen“ eine reine Protestgruppe ohne Programm und Strategie sei.