Bezirksrats-Wahlen in Hongkong beginnen mit langen Schlangen
Vor dem Hintergrund anhaltender Proteste haben in Hongkong die mit Spannung erwarteten Lokalwahlen für die Bezirksräte begonnen. Schon am frühen Sonntagmorgen bildeten sich vor Wahllokalen in der chinesischen Sonderverwaltungsregion lange Schlangen.
Angesichts der seit mehr als fünf Monaten andauernden Proteste von Regierungsgegnern werden die Wahlen als wichtiger Indikator für die Stimmung in der Bevölkerung gesehen. Deutliche Zugewinne für das Lager der demokratischen Kandidaten könnten signalisieren, dass die Hongkonger trotz der zunehmenden Gewalt weiterhin hinter der Protestbewegung stehen. Bisher beherrscht das treu und ergeben zur Führung in Peking stehende Regierungslager rund drei Viertel der Bezirksratsposten.
Bei den Wahlen am Sonntag können mehr als 4,1 Millionen wahlberechtigte Hongkonger über 452 Bezirksratsposten in 18 Bezirken entscheiden. Mehr als 1.000 Kandidaten sind angetreten. Der Bezirksrat verwaltet einen Teil der öffentlichen Gelder und ist für Aufgaben wie Recycling, Transport und die Gesundheitsversorgung zuständig. Die Auszählung der Stimmen beginnt direkt nach der Schließung der Wahllokale um 22.30 Uhr (15.30 Uhr MEZ). Erste Ergebnisse werden in der Nacht auf Montag (Ortszeit) erwartet.
In Hongkong kam es in den vergangenen zwei Wochen zu immer gewalttätigeren Zusammenstößen zwischen Polizei und radikalen Demonstranten. An den drei Tagen vor der Wahl blieb es allerdings ruhig in der Millionenmetropole. Die seit Monaten andauernden Proteste richten sich gegen die Regierung, das als brutal empfundene Vorgehen der Polizei und den wachsenden Einfluss der kommunistischen Pekinger Führung.
Der Campus der Polytechnischen Universität war am Sonntag weiter von Polizei umstellt, während einige Demonstranten noch immer in den Hörsälen ausharrten. Ansonsten hielt sich die Präsenz der Polizei auf den Straßen in Grenzen. Dies stand im Gegensatz zu früheren Berichten, wonach alle Wahllokale von Bereitschaftspolizei geschützt werden und dafür fast alle der 31.000 Beamten zum Einsatz kommen sollten.
Seit der Rückgabe 1997 an China wird die frühere britische Kronkolonie nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ unter chinesischer Souveränität autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger genießen - anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik - viele Rechte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit, um die sie jetzt aber fürchten.