Stichwahl um Präsidentenamt in Rumänien hat begonnen

In Rumänien hat am Sonntag in der Früh die Stichwahl um das Präsidentenamt begonnen. Mehr als 18 Millionen rumänische Wähler und Wählerinnen sind aufgerufen, sich zwischen Amtsinhaber Klaus Johannis (Iohannis), der als Spitzenkandidat der seit wenigen Wochen regierenden Liberalen (PNL) antritt, und der ehemaligen Regierungschefin Vasilica Viorica Dancila (Postkommunisten/PSD) zu entscheiden.

Erste Prognosen werden kurz nach Schließung der Wahllokale ab 21.00 Uhr Lokalzeit (20.00 Uhr MEZ) erwartet. Klarer Favorit der achten Präsidentenwahl der rumänischen Nachwendezeit ist der 60-jährige deutschstämmige Amtsinhaber Johannis, der bereits in der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen mit 37,82 Prozent der abgegebenen Stimmen deutlich in Führung gegenüber seiner 55-jährigen Herausforderin Dancila (22,26 Prozent) gelegen hatte. Rumänische Politikbeobachter rechnen mit einer weiteren Denkzettelwahl für die ehemalige Regierungspartei PSD und sind gespannt, wie deutliche die Wahlniederlage der PSD-Spitzenkandidatin letztlich ausfällt.

Der Wahlkampf der beiden Kandidaten fiel höchst unterschiedlich aus: Während Johannis versprach, sich für den Wiederaufbau des von den Postkommunisten in den vergangenen Jahren fast völlig ausgehebelten Rechtsstaates, für die Modernisierung des Staates und seiner Institutionen einzusetzen, die endlich „im Dienste der Bürger, nicht der Politiker“ zu stehen hätten, pries Dancila ihre vermeintlichen Regierungserfolge an und setzte vornehmlich auf populistische Versprechen.

In der Endphase des Wahlkampfs sorgten die Postkommunisten mit ihren Angriffen gegen das deutschstämmige Staatsoberhaupt für scharfe Kritik: So verglich Lia Olguta Vasilescu, Wahlkampfleiterin der PSD-Kandidatin, Johannis mit einem „KZ-Kommandanten“, nachdem er sich geweigert hatte, an einem TV-Duell mit Dancila teilzunehmen. Sein Grund: Dancila sei eine Spitzenvertreterin einer „zutiefst undemokratischen und unreformierten Partei“, die „gegen das eigene Volk regiert“ habe. Johannis führe sich auf wie der „Kommandant eines KZ, der sich anschickt, alle PSD-Mitglieder umerziehen zu lassen“, wetterte Vasilescu daraufhin. Dancilas Wahlkampfleiterin entschuldigte sich erst, nachdem die jüdische Gemeinschaft sich „konsterniert“ ob dieser Entgleisung zeigte und der Antidiskriminierungsrat sich einschaltete.

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