Nur Bühnenbild punktete bei Raumfahrtmusical in Klagenfurt

In der Koproduktion „Mars 2036“ mit der Compagnie le Fils du Grand Reseau hat bei der Premiere am Stadttheater Klagenfurt am Samstagnachmittag das Bühnenbild die Hauptrolle gespielt: Audrey Vuong entwarf für das Musical eine Raumkapsel, in der die Darsteller wie schwerelos schwebten und sogar kopfüber sangen. Die wenig kindgerechte Geschichte einer unkonventionellen Mars-Mission überzeugte nicht.

Zu sehr auf das Lachen der Erwachsenen zielen Anspielungen wie „Von mir aus geh doch zur Gewerkschaft!“ oder das Reden von „Zaster“ und „Kies“, mit denen Textautor und Regisseur Pierre Guillois arbeitet. Die böse Hexe in diesem gut gemeinten, aber schräg überfrachteten „Raumfahrtmusical für die ganze Familie“ ist hier die Nichte eines verrückten Milliardärs, der die Mission auf den Roten Planeten finanziert und mitmacht.

Ariane Swoboda spielt diese Cruella de Ville namens Venus laut, böse und lustvoll - sogar die Piranhas in ihrem Swimming-Pool nimmt man ihr ab. Auch Marsmännchen und Aliens tauchen auf, der Sternenhimmel glitzert unentwegt, doch die Poesie kommt zu kurz in dieser spektakulären, aber inhaltlich schwächelnden Inszenierung.

Die Musik, die Nicolas Ducloux dem Ensemble auf den Raumanzug geschneidert hat, ist anspruchsvoll, aber wenig eingängig. Dirigent Masaaki Saito, der am Cembalo sitzt, legt einen Klangteppich aus Keyboard, Harfe, Kontrabass und Schlagwerk aus, gelegentlich unterstützt durch eine Computerstimme. Eine allgemeine Cha-Cha-Cha-Tanzszene fällt da aus dem Rahmen, unterhält aber - nicht zuletzt wegen des souveränen Darstellerensembles.

Der putzige, kleine Roboter, der die Mannschaft auf ihrem Flug ins Weltall begleitet, hat es den Zusehern am meisten angetan. Er blinkt und leuchtet und kurvt durch die Szenerie, sagt gelegentlich sogar etwas in seiner unverständlichen Elektronik-Sprache. Für die Jüngsten (empfohlen ist die Produktion ab sechs Jahren) dürfte das zum Teil wenig Unterschied zum Sprechgesang der menschlichen Raumfahrer gemacht haben. Dennoch: Ende gut, alles gut, freundlicher, kurzer Applaus. Auch am Mars gibt es ein Happy End.

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