Schiffbruch vor Lampedusa fordert fünf Tote und 15 Vermisste
Fünf Todesopfer, 15 Vermisste und 149 gerettete Migranten - das ist die vorläufige Bilanz eines Flüchtlingsunglücks vor der süditalienischen Insel Lampedusa am Samstag. Fünf Leichen von Frauen wurden am Strand von Lampedusa und im Meer entdeckt, wie die italienische Küstenwache mitteilte. Zuvor hatten italienische Medien von der Bergung von sieben Leichen berichtet.
Das Schiffsunglück ereignete sich am Samstag eine Seemeile von Lampedusa entfernt. 149 Migranten, darunter 13 Frauen und drei Kinder, konnten gerettet werden. Vermisst werden noch 15 Personen. Zu ihnen zählen auch die Eltern von zwei tunesischen Minderjährigen, die sich nicht unter den Überlebenden befanden. Zwei überlebende Männer suchten nach ihren Frauen, die mit ihnen an Bord des gesunkenen Schiffes waren.
Das Schiff mit den Migranten an Bord, das nicht um Hilfe gebeten hatte, kippte am Samstag wegen der hohen Wellen und des starken Windes um. Zwei Fischerboote schlugen Alarm und eilten den Migranten zur Hilfe. Die Suche nach Überlebenden wurde mit Schiffen und Flugzeugen der italienischen Küstenwache fortgesetzt, was jedoch vom Unwetter erschwert wurde.
Die Überlebenden wurden in einem Flüchtlingslager auf der Insel untergebracht. „Wir zählen die Todesopfer, während die Öffentlichkeit gleichgültig zuschaut“, kommentierte der Bürgermeister von Lampedusa, Salvatore Martello, das Geschehen. Die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Agrigent leitete eine Untersuchung wegen Schlepperei ein.
Der italienische Außenminister Luigi Di Maio erklärte sich wegen der Flüchtlingstragödie erschüttert. „Wir müssen daran arbeiten, dass keine Schiffe mehr von Nordafrika starten. Wir setzen uns mit all unseren Kräften für dieses Ziel ein“, erklärte Di Maio.
Das Rettungsschiff „Ocean Viking“ traf unterdessen mit 213 Migranten an Bord im Hafen der sizilianischen Stadt Messina ein. Die Migranten wurden vom Personal einiger NGOs und von der Polizei empfangen und in einer Flüchtlingseinrichtung untergebracht, berichteten italienische Medien.
Derzeit ist auch das spanische Rettungsschiff „Open Arms“ im Mittelmeer unterwegs. Es hatte am Donnerstag 73 Migranten an Bord genommen. Italienische Linksparteien richteten einen Appell an die Regierung in Rom für die sofortige Landung der Migranten an Bord des spanischen Rettungsschiffes. Angesichts der schwierigen Wetterlage im Mittelmeer sollten die Migranten sofort an Land gehen können, hieß es in dem Appell.