Cybertruck-Krater im Depot

Nach versemmelter Tesla-Show: 200.000 Vorbestellungen für „Cybertruck“

Zertrümmertes Panzerglas, wildes Design, Kursrutsch der Tesla-Aktie: Nach dem misslungenen Cybertruck-Stunt muss Konzernchef Musk Spott und Häme einstecken.
© AFP

Die völlig versemmelte Präsentation des neuen Tesla Pickups dürfte als teuerster Auto-Schadensfall in die Geschichte eingehen. Zwei vermeintlich bruchsichere Panzerscheiben bersten unter den Attacken des Designers. Tesla-Chef Elon Musk kostet das mal schlapp eine dreistellige Millionensumme. Und trotzdem feiert er den Cybertruck-Crash als PR-Coup.

Hawthorne – Die Vorstellung des neuen Tesla-Pickups in der Nacht zum Freitag hat im doppelten Sinne gewaltige Kampfspuren hinterlassen. Nicht nur an Elon Musks neuem „Cybertruck“ gab es tiefe Risse, auch an der Börse gab es einen kräftigen Knacks. Die Tesla-Aktie rauschte nach der Pannen-Show satte sechs Prozent in die Tiefe.

Den doppelten Schaden hat der Tesla-Boss. Musk hat sich nicht nur vor seinen Fans blamiert, er zahlt auch noch einen hohen Preis für die versemmelte Show: Allein in seinem Aktiendepot vernichtete der Kursrutsch auf einen Schlag knapp 770 Millionen Dollar.

Spott und Häme fürs Design

Zu Pannen-Show im Tesla-Entwicklungszentrum in Hawthorne geriet die Präsentation als Tesla-Designer Franz von Holzhausen den Hammer schwang, um die Bruchfestigkeit der Fenster zu beweisen. Anders als geplant, hinterließen seine Attacken mit einer Stahlkugel tiefe Risse im Panzerglas. Nicht nur das unbeabsichtigt ramponierte Auto stieß auf Missfallen.

Laut Analysten kam die kantige Form des futuristischen Fahrzeugs (Kostenpunkt: 40.000 Dollar) auch ohne die Kampfspuren beim neugierigen Publikum nicht gut an. Wegen seines kantigen Designs sei der Cybertruck keine ernsthafte Konkurrenz für die konventionellen Fahrzeuge von Ford oder General Motors (GM), sagte Dan Levy von der Bank Credit Suisse. Während es für die Tesla-Aktie steil bergab ging, legten die Papiere von Ford und GM um jeweils rund zwei Prozent zu.

Laut Musk wurde er zu dem Design vom Film „Blade Runner“ von Ridley Scott aus dem Jahr 1982 inspiriert. Er verglich das Auto außerdem mit dem berühmten Amphibienfahrzeug von James Bond, dem Lotus Esprit, aus dem Film „Der Spion, der mich liebte“.

Die peinliche Panne mit den zerborstenen Scheiben versuchte Musk vor dem Publikum auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Blamage für ihn wiegt schwerer als der Kursverlust. Laut Forbes ist der Ausnahme-Unternehmer nach dem Desaster immer noch 23,6 Milliarden Dollar schwer.

Knapp 150.000 Vorbestellungen

Musk wäre jedoch nicht Musk, wenn er nach Niederlagen nicht versuchen würde, schnell wieder aufzustehen. Denn dem Interesse an dem elektrischen Pickup tut das ramponierte Image scheinbar keinen Abbruch. So feiert Musk auf Twitter knapp 200.000 Bestellungen für seinen neuen Elektro-Pick-Up-Truck. Er freut er sich ganz besonders darüber, dass er für die Tausenden Vorbestellungen keinen einzigen Dollar für Werbung zahlen musste.

Für den blamierten Elektroauto-Pionier dürften die Zahlen also eine große Genugtuung sein. Was aus seinem prahlerischen Tweet allerdings nicht hervorgeht ist, dass er die Zahlen als endgültige Kaufverpflichtungen anpreist. Die Rechnung ist eine Milchmädchen-Rechnung. Denn nicht aus jeder Vorbestellung wird ein Kauf. Um einen Cybertruck vorzubestellen, wird eine Gebühr von 100 Dollar fällig. Wenn der potenzielle Besitzer sich anders entscheidet, wird sie zurückerstattet.

Mit 100 Dollar hat Tesla die Latte für Vorbestellungen sogar ganz besonders niedrig gehängt. Laut dem US-Sender CNBC müssen Kunden, die beispielsweise einen Crossover-SUVs von Tesla, das sogenannte Modell Y, vorbestellen, eine Anzahlung von 2500 Dollar leisten. Für das Model 3 verlangte Tesla 2016 noch 1000 Dollar.

Wie viele Vorbestellungen es für das Model Y gibt, hat Musk bislang nicht veröffentlicht. Auch beim Tesla 3 gab es laut CNBC nur vage Zahlen. Im zweiten Quartal 2018 hieß es demnach, die Vorbestellungen hätten die 450.000 überschritten. Wie viel Prozent davon in Käufen mündeten, legte Tesla danach nicht offen.

Mit dem Produktionsbeginn für den Tesla „Cybertruck“ Pick-up wird für 2022 gerechnet. (TT.com, dpa, AFP)