Fünf Tote bei Unwettern in Südfrankreich und Norditalien
Schwere Unwetter und Überschwemmungen haben am Wochenende in Südfrankreich und Norditalien für Chaos und massive Zerstörungen gesorgt. Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben, ein 77-jähriger Franzose wurde am Sonntag noch vermisst. Im italienischen Ligurien stürzte ein Auto-Viadukt nach einem Erdrutsch ein, dabei kam aber offenbar niemand zu Schaden. Auch Venedig stand wieder unter Wasser.
In den französischen Départements Var und Alpes-Maritimes waren seit Freitag sintflutartige Regenfälle niedergegangen. Straßen verwandelten sich in Flüsse, hunderte Bewohner mussten ihre Häuser verlassen. Die Ortschaft Roquebrune-sur-Argens war nur noch per Boot oder Hubschrauber zu erreichen. Erst am Sonntag entspannte sich die Lage wieder leicht.
In der Ortschaft Tanneron entdeckten die Rettungskräfte nach stundenlanger Suche zwei Leichen und das Auto eines seit Samstag vermissten Paares, wie die Präfektur des Départements Var am Sonntagabend mitteilte.
In der Ortschaft Le Muy entdeckten Bergungsmannschaften ebenfalls eine Leiche. Ganz in der Nähe war ein Rettungsboot mit drei Feuerwehrleuten und drei weiteren Menschen umgekippt, aber nur fünf Insassen konnten sich retten. In Cabasse wurde die Leiche eines etwa 50 Jahre alten Mannes in einem Auto gefunden. Polizisten und Feuerwehrleute suchten rund um Saint-Antonin-du-Var mehrere überflutete Bäche nach einem verwirrten 77-Jährigen ab.
Für die Départements Var und Alpes-Maritimes hatte Frankreichs Wetterbehörde am Samstag wegen der massiven Regenfälle die höchste Alarmstufe rot ausgerufen. Wegen der Unwetterfolgen waren 1.600 Rettungskräfte im Einsatz. Mehrere Menschen mussten in der Nacht per Hubschrauber vor den Fluten gerettet werden.
Die Bahnstrecke zwischen Saint-Raphaël und Toulon wurde gesperrt, weil Gleise unter Wasser standen. Der Zugverkehr von der Côte d‘Azur an die italienische Grenze sollte erst im Laufe des Sonntags nach und nach wieder aufgenommen werden.
Am Sonntag wurde die Alarmstufe aufgehoben, doch noch immer waren hunderte Feuerwehrleute vor Ort. Rund 4.500 Haushalte waren zudem weiter ohne Strom. Besonders betroffen waren die Menschen in Fréjus und Saint-Tropez. Innenminister Christophe Castaner reiste in die betroffenen Gebiete.
Auch im benachbarten Italien sorgten heftige Regenfälle für Überschwemmungen und Erdrutsche auf Straßen. Einer der Erdrutsche brachte ein Viadukt der Autobahn A6 zwischen Turin und Savona in Ligurien teilweise zum Einsturz, wie durch ein Wunder wurde aber ersten Erkenntnissen der Behörden zufolge niemand verletzt.
Wo der Erdrutsch niedergegangen war, klaffte eine rund 30 Meter breite Lücke. Die Bilder riefen Erinnerungen an den Einsturz der Morandi-Brücke in Genua wach, bei dem im August vergangenen Jahres 43 Menschen ums Leben gekommen waren.
Im benachbarten Piemont wurde die Leiche einer 52-Jährigen aus ihrem Wagen geborgen, der von dem Hochwasser eines Bachs fortgerissen worden war. Medienberichten zufolge konnten sich zwei Insassen gerade noch retten. Im weiter nördlich gelegenen Aosta-Tal mussten unterdessen 500 Menschen in Sicherheit gebracht werden, nachdem mehrere Straßen wegen Lawinengefahr gesperrt worden waren.
Zehn Tage nach den historischen Hochwassern stand auch Venedig wieder unter Wasser. Mit 130 Zentimetern erreichte der Pegel am Sonntagmorgen seinen Höchststand. Er lag jedoch deutlich unter den 187 Zentimetern vom 12. November.
Während das Wasser wieder zurückging, beteiligten sich tausende Menschen am Nachmittag an einer Demonstration örtlicher Umweltaktivisten. Unter dem Motto „Rettet Venedig vor den Kreuzfahrtschiffen, dem Klimawandel und seinem Bürgermeister“ forderten sie besseren Hochwasserschutz für ihre Stadt sowie ein Fahrverbot für Kreuzfahrtschiffe.