Musik

Ein zorniger Veteran des Rock

My my, hey hey! Alle mal herhören: Die musizierenden Oldtimer Neil Young und Jeff Lynne (u.) haben neues Material auf Platte gepresst.
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Neil Young (74) feuert im Verbund mit „Crazy Horse“ sein 39. Album ab. Neues gibt es auch von Jeff Lynne (71), alias „ELO“.

Von Markus Schramek

Innsbruck –Rockmusik kennt kein Pensionsalter. Sofern man die Töne, auf dem Griffbrett und gesanglich, noch halbwegs trifft, lässt es sich lustvoll weitermachen, down the road, forevermore. Kürzlich haben sich zwei Oldies des Geschäfts mit neuen Produktionen zurückgemeldet. Wer es beim Musikhören nostalgisch mag – Motto: „Das ist noch ein richtiger Sound!“ –, ist mit diesen Alben gut bedient.

Im Fall von Neil Young sogar sehr gut. Auf dem Album „Colorado“ (erschienen bei Reprise/Warner) macht der 74-jährige Hippie-Opa erstmals seit 2012 wieder gemeinsame Platten-Sache mit der Immer-wieder-Begleitband Crazy Horse. Es ist Youngs 39. (!) Studioalbum. Überraschungen braucht sich davon niemand zu erwarten, hörenswert ist der Stoff allemal, nicht nur beim Zähneputzen.

© imago/Stefan M Prager

Crazy Horse und Young laden ein zum Wechselbad der Sentimente. Krachend-übersteuerter Gitarrensound hier (allein der Song „She Showed Me Love“ bietet 13,5 Minuten davon), zarte, fast schon Wohlfühlklänge dort („Green Is Blue“, „Eternity“).

In seiner Grundaussage zeigt sich das rüstige Quartett (Multiinstrumentalist Nils Lofgren ist mit 68 Jahren der Benjamin der Runde) durchwegs zornig. Am Polit-Dauerthema Klimawandel führt kein Weg vorbei. Wenn Ozeane steigen und den Eisbären das Gefrorene unter den Tatzen wegschmilzt, greift Herr Young zur Gitarre und singt es den Mächtigen so richtig rein. „In Shut It Down“ stellt er das ganze System in Frage.

Schon einmal hat der gebürtige Kanadier zum Halali auf die Spitze der (nordamerikanischen) Politik geblasen. 2006 rief Young im Wutsong „Let’s Impeach The President“ geradewegs dazu auf, US-Präsident George W. Bush aus dem Amt zu fegen. Der aktuelle Amtsinhaber Donald Trump, dem ein solches Impeachment-Verfahren tatsächlich blühen könnte, muss sich wohl auf eine ähnlich eindeutige Botschaft des Musikers einstellen.

Vergleichsweise schaumgebremst gibt sich Rock-Veteran Jeff Lynne auf dem neuen Album „From Out Of Nowhere“ (Sony Music). Der 71-Jährige Brite führt quasi als Ein-Mann-Betrieb das Electric Light Orchestra (ELO) weiter.

Lynne spielt fast alle Instrumente selber, von der Gitarre abwärts. Auch bei den Vocals vertraut er auf sein eigenes Organ, sei es in der Hauptstimme oder in den mehrstimmigen Partien. Das klingt unglaublich retro, wie damals Ende der 70er, als ELO richtig groß waren. Hits wie „Hold On Tight“ oder „Don’t Bring Me Down“ lassen grüßen.