Diebe erbeuten Juwelengarnituren aus Dresdens Grünem Gewölbe

Bei einem spektakulären Einbruch in Dresdens berühmter Schatzkammer Grünes Gewölbe sind drei Juwelengarnituren von unschätzbarem Wert entwendet worden. Es seien eine Brillantengarnitur und zwei Diamantengarnituren gezielt aus einer Vitrine gestohlen worden, sagte die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen, Marion Ackermann, am Montag.

Der Direktor des Grünen Gewölbes, Dirk Syndram, sagte, es handle sich bei den Garnituren „um eine Art Weltkulturerbe“. Die drei Ensembles umfassen laut Syndram zusammen insgesamt etwa hundert Schmuckstücke. Nach den Worten des Direktors der Kulturstätte gibt es nirgendwo in Europa eine vergleichbare Sammlung. Dabei gehe es nicht um den Wert der einzelnen Schmuckstücke. „Es ist wirklich der Ensemblewert, der da wichtig ist.“

Generaldirektorin Ackermann sagte, ob die drei Garnituren vollständig gestohlen wurden oder noch einzelne Schmuckstücke in der Vitrine verblieben sind, könne sie noch nicht sagen, weil die Spurensicherung noch vor Ort sei. Nach Polizeiangaben gingen die Täter „zielgerichtet“ auf die Vitrine mit den Schmuckstücken zu und zertrümmerten diese.

Ein genauer finanzieller Schaden lasse sich nicht beziffern, sagte Ackermann. „Wir können es gar nicht in einem Wert auflösen, da es unverkäuflich ist - es gibt keinen finanziellen Wert, mit dem wir arbeiten.“ Ackermann sagte, der Materialwert der Schmuckstücke sei an sich nicht so hoch zu bewerten. Die besondere Bedeutung liege in der Vollständigkeit des Ensembles. Sie hoffe darauf, dass die Diebe nun nicht die einzelnen Schmuckstücke zerstören, um sie zu verwerten, so Ackermann. Sie hoffe außerdem, dass die Diebesware „dem Markt entzogen ist“ und von den Dieben nicht verkauft werden können, weil die Ensembles so bekannt sind.

Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) sprach von einem „Anschlag auf die kulturelle Identität aller Sachsen“. Polizei und Ermittlungsbehörden arbeiteten mit Hochdruck an der Ermittlung des Falls. Es sei eine Sonderkommission gebildet worden. „Wir werden alles daran setzen, nicht nur die Kulturgüter zurückzubringen, sondern auch die Tatverdächtigen zu fassen“, sagte Wöller.

Zuvor hatte sich bereits Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bestürzt über den Raub im berühmten Grünen Gewölbe gezeigt. „Nicht nur die Staatlichen Kunstsammlungen wurden bestohlen, sondern wir Sachsen“, erklärte Kretschmer. „Man kann die Geschichte unseres Landes, unseres Freistaats nicht verstehen ohne das Grüne Gewölbe und die Staatlichen Kunstsammlungen Sachsens.“

Unbekannte waren am Montagmorgen in die Schatzkammer des sächsischen Kurfürsten August des Starken eingebrochen. Nach zunächst unbestätigten Informationen der „Bild“-Zeitung wurde aus den Staatlichen Kunstsammlungen historischer Schmuck im Millionenwert gestohlen. Die Täter sollen die Stromzufuhr unterbrochen haben und durch ein Fenster in das Residenzschloss eingestiegen sein.

Laut Zeitungsberichten brannte Montagfrüh ein Stromkasten unter der Augustusbrücke, mit dem möglicherweise die Stromzufuhr zu den Staatlichen Kunstsammlungen unterbrochen wurde. Eine Sprecherin des Energieversorgers Drewag bestätigte den Vorfall: „Die Drewag musste den Schaltkasten außer Betrieb setzen.“ Ob es einen Zusammenhang mit dem Einbruch gibt, ist noch unklar.

Sachsens Kurfürst August der Starke (1670-1733) ließ die Schatzkammer zwischen 1723 und 1730 anlegen. Heute wird sie in zwei Abteilungen präsentiert. Der historische Teil befindet sich im Erdgeschoß des Residenzschlosses in den authentisch wiederhergestellten Räumen der Sammlung. Eine Etage weiter oben zeigt das Neue Grüne Gewölbe besondere Einzelstücke.