Tausende Regierungsanhänger demonstrieren im Iran
Nach den Protesten gegen die Erhöhung der Benzinpreise im Iran hat die Regierung ihre Anhänger für eine Gegenkundgebung mobilisiert. Tausende Menschen marschierten am Montag in Teheran aus vier verschiedenen Richtungen auf den zentralen Revolutionsplatz zu. Die Demonstranten schwenkten iranische Flaggen und trugen Schilder mit der Aufschrift „Tod Amerika“.
Die Veranstalter der Großkundgebung forderten die Todesstrafe für die „Rädelsführer“ der jüngsten landesweiten Unruhe. Sie hätten als „Söldner“ der drei iranischen Erzfeinde - USA, Israel und Saudi-Arabien - Sabotageaktionen im Land durchgeführt und würden somit als „Verräter“ an Land und Volk angesehen, hieß es in einer Abschlusserklärung.
Bei den Unruhen waren 180 „Rädelsführer“ festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Landsleute getötet sowie Banken und öffentliche Einrichtungen in Brand gesetzt zu haben.
Als Hauptredner der Großkundgebung bezeichnete der Kommandant der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), Hossein Salami, die angebliche Einmischung der USA in die Unruhen als eine „Kriegserklärung“ an den Iran. „Doch auch diesmal haben die USA und ihre Alliierten den Krieg verloren“, sagte er. Hauptziel der USA sei es gewesen, die iranische Führung zu schwächen und letztendlich zu stürzen. Der IRGC-Chef drohte den USA mit Vergeltung und Israel mit der Vernichtung. Beide hätten mit ihren „Verschwörungen“ bei den Unruhen die Rote Linie des Iran überschritten.
Nach Angaben des Staatssenders IRIB nahmen Zehntausende an der Großdemonstration teil. Der Sender übertrug die Kundgebung auf mehreren Kanälen. Vor der Kundgebung am Montag verurteilte das Außenministerium „die Einmischung ausländischer Staaten“ in die Proteste. „Wir empfehlen ihnen, die Kundgebungen dieser Tage in unserem Land anzuschauen, damit sie verstehen, wer das wahre Volk in unserem Land ist“, sagte ein Sprecher.
Die Entscheidung der Regierung von Präsident Hassan Rouhani zur drastischen Erhöhung der Benzinpreise hatte am 15. November landesweite Proteste ausgelöst. Dabei wurden zahlreiche Tankstellen, Bankfilialen und Polizeiwachen verwüstet und Geschäfte geplündert. Offiziellen Angaben zufolge wurden bei Zusammenstößen fünf Menschen getötet, doch geht die Menschenrechtsorganisation Amnesty International von mehr als hundert Toten aus.
Teheran hatte während der Proteste das Internet praktisch ausgeschaltet, um zu verhindern, dass Bilder der Gewalt publik werden. Seit Donnerstag wurde die Verbindung nach und nach wieder hergestellt, und am Montag war das Internet mit Ausnahme der mobilen Telefonnetzwerke im Großteil des Landes verfügbar. Zwar dringen nun zunehmend Videos der Proteste an die Öffentlichkeit, doch bleibt das Ausmaß der Gewalt schwer abschätzbar.