Bruckner hatte im Rapid-Präsidenten-Rennen die Nase vorne
Martin Bruckner ist ab sofort der neue starke Mann bei Fußball-Rekordmeister Rapid. Der 54-Jährige ging am Montagabend bei der Präsidentenwahl im Rahmen der Ordentlichen Hauptversammlung der Hütteldorfer als knapper Sieger hervor. Im Kampf um die Nachfolge von Michael Krammer setzte sich der bisherige Rapid-Finanzreferent mit 1.059 Stimmen gegen seinen Herausforderer Roland Schmid (926) durch.
Die Kampfabstimmung nach einem zuvor ausgerufenen „Wettstreit der Ideen“ und folgenden zahlreichen TV-Wahlduellen war ein Novum in der 120-jährigen Geschichte der Wiener gewesen. 2.245 Mitglieder waren persönlich anwesend, 2.005 davon waren stimmberechtigt, das heißt mehr als drei Jahre durchgehend als Mitglied gemeldet. Gültig waren am Ende 1.985 Stimmen. Die Amtszeit des neuen Präsidenten dauert drei Jahre. Krammer hatte seit 18. November 2013 als Nachfolger von Rudolf Edlinger gewerkt.
„Ich möchte mich ganz herzlich für das Vertrauen bedanken und werde euch nicht enttäuschen“, sagte Bruckner bei seiner kurzen Antrittsrede. Er sei voll Emotion und Demut und habe aus Zeitgründen auch keine Rede vorbereitet. Er hatte vor über 40 Jahren erstmals ein Rapid-Spiel besucht. „Ich hätte mir vor vielen Jahren nicht träumen lassen, dass ich einmal hier stehe. Ich war auf der West, Nord, Süd und zuletzt hat es mich in die Präsidentenloge verschlagen. Ich bin mir bewusst, welche Verantwortung ich übernehme“, sagte Bruckner, dessen „Liste Leitbild“ am Ende das Rennen machte.
Vom alten Präsidium sind mit Bruckner, Nikolas Rosenauer und Philipp Newald drei Akteure weiterhin vertreten. Neu dazu stoßen der Ex-Rapidler Gerald Wilfurth, der mit Rapid als Spieler viermal Meister und viermal Cupsieger wurde, Ex-Skirennläuferin Michaela Dorfmeister, Ex-Formel-1-Teamchefin Monisha Kaltenborn sowie die Unternehmer Stefan Singer, der aus der Fanszene kommt, und Gerhard Höckner. „Mit dieser Mannschaft sind wir unschlagbar“, betonte Bruckner.
Der Vorstandssprecher der Allianz Investmentbank AG steht für „Evolution statt Revolution“ und will den unter Krammer eingeschlagenen Weg vor allem weitergehen. „Wir ordnen unser Handeln dem Leitbild unter, das ist der Stern, dem wir folgen“, gab Bruckner Einblick. Dafür stehe ein „wirtschaftlich unglaublich gutes Fundament“ zur Verfügung. Dafür war er selbst in den vergangenen sechs Jahren mitverantwortlich. „Ich kenne alle Winkel des Vereins genau“, betonte Bruckner. Nun rückt er noch eine Stufe nach oben. „Wir werden so hart wie noch nie arbeiten“, versprach der Neo-Präsident.
In Richtung dem Lager von Schmid streckte er nach einer teils medialen Schlammschlacht, die vor allem durch Aussagen von Unterstützern aus der zweiten Reihe ausgelöst wurde, die Hand aus. „Ich werde den Verein wieder einen, auf die zugehen, die mich nicht gewählt haben“, kündigte Bruckner an. Beide Kandidaten hatten vor der Wahl die Möglichkeit gehabt, sich noch einmal für elf Minuten zu präsentieren. Während Schmid die Zeit nicht einmal ausreizte, überzog der danach an der Reihe gewesene Bruckner etwas, der deutlich lautere Applaus ließ seinen Sieg schon zu diesem Zeitpunkt vermuten.
Gemeinsam will man in Folge wieder sportlich bessere Zeiten erleben. „Wir wissen, dass uns Kontinuität und harte Arbeit zum Erfolg bringen wird“, so Bruckner. Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic und Trainer Dietmar Kühbauer seien dabei entscheidende Figuren. „Wir haben mit zwei Rapid-Legenden einen Weg eingeschlagen, den wir nicht verlassen werden. Ich stehe ohne Wenn und Aber hinter euch, will mit euch Titel feiern, welcher Art auch immer“, sagte der Finanzexperte noch im Wahlkampffinish vor der Stimmabgabe.
Auf Titel müssen die Fans bereits seit dem Meistertitel 2008 warten. Der harte Kern der Anhänger, die im Block West beheimateten Ultras, dürfen sich als Wahlsieger fühlen. Sie hatten sich im Vorfeld hinter Bruckner gestellt. „Ich lasse mir unsere Fans nicht schlechtreden. Wir lösen unsere Probleme wie immer nicht vor der Kamera, sondern wo wir zu Hause sind, im Stadion. So wird es bleiben“, verlautete der neue Clubboss. Singer kommt aus der Fanszene und wird dabei eine tragende Rolle spielen. „Er wird ein ganz wichtiges Bindeglied sein“, so Bruckner.
Der Abend stand aber nicht nur im Zeichen eines Neuanfangs, sondern auch zweier Abschiede. „Ich habe mich für meine erste Familie entschieden, aber meine zweite bleibt Rapid und wann immer ich gebraucht werde, bin ich da“, sagte Krammer am Ende seiner Abschiedsrede. Jeder sei nach dem Wahlkampf aufgerufen, einen Ziegelstein in die Hand zu nehmen und Brücken zu bauen. „Wir sind eine Gemeinschaft, bewahrt mir die Gemeinschaft und passt mir auf Rapid auf“, so Krammer.
Daneben gab aus gesundheitlichen Gründen Club-Service-Leiter und Stadionsprecher Andy Marek seinen Rückzug mit Februar 2020 bekannt. Die „Stimme Rapids“ wurde zum Ehrenmitglied ernannt und neben diversen Lobeshymnen mit Standing Ovations und Sprechchören vom Publikum bedacht.