Privatinitiative schenkt Obdachlosen in Wörgl Wärme
In Wörgl öffnet am Montag eine Teestube für Wohnungslose. Der Impuls begeisterte derart viele Helfer, dass es bereits Ideen für einen Ausbau gibt.
Von Jasmine Hrdina
Wörgl –So schnell kann’s gehen. Eine Woche ist es her, dass Roland Ponholzer in den sozialen Medien verkündete, eine Teestube für Obdachlose in Wörgl eröffnen zu wollen. Sieben Tage später steht das Projekt bis auf ein paar Details bereits – ein motiviertes Team aus freiwilligen Helfern machte es möglich.
Luxusimmobilie ist das Haus am Madersbacherweg 24 keine. Doch mit ein wenig Farbe, dem richtigen Werkzeug und der Unterstützung einiger Firmen wurde aus den leerstehenden Räumen ein feines Stübchen mit Tisch und Couch im Parterre sowie Bad und WC im ersten Stock. Ab 2. Dezember werden Schutzsuchenden zwischen 15 und 20 Uhr dort einen Rückzugsort für die kalten Wintertage finden. Eine Duschmöglichkeit, warmes Essen und Getränke werden ebenfalls bereitstehen.
Gibt es in Wörgl überhaupt Bedarf an einer solchen Einrichtung? Statistisch erhoben hat Ponholzer dies nicht. „Es gibt viele verschiedene Arten von Obdachlosigkeit“, sagt der Unternehmer über seine Motivation, eine seiner Immobilien kostenlos für Wohnungslose bereitzustellen. „Niemand weiß, wie viele Menschen bei uns wirklich betroffen sind.“
Geldspenden brauche man keine, wen der Tatendrang packt, der könne sich aber gerne an das Team der Teestube wenden (teestube.woergl@outlook.com). Denn je nachdem, wie das Projekt angenommen werde, sehe man durchaus Entwicklungspotenzial. Eine Idee geht in Richtung Notschlafstelle. Im Gebäude gibt es mehrere Wohnungen, die bis vor Kurzem bzw. bis zum Frühjahr von Flüchtlingsfamilien genutzt werden. Im ersten Stock stehen einige Räume leer. „Aktuell wird es so sein, dass wir Wohnungslose bei Bedarf erstmal zur Notschlafstelle nach Kufstein bringen werden“, erklärt Ponholzer, „aber wir stehen bereit.“ Man sei hierfür aber auf der Suche nach einer „professionellen Organisation“, die die Wörgler Notschlafstelle – so sich eine Klientel dafür abzeichnet – betreuen würde. „Finanziell wäre alles geregelt, aber dafür braucht man Experten.“
In erster Linie geht es nun aber um die Eröffnung der Teestube am Montag. Feuerwehr und Polizei seien bereits verständigt und vor Ort gewesen, nun gilt es noch ein paar letzte Handgriffe zu erledigen. „Die ganze Sache muss erst wachsen“, sagt Marion Klessig. Die Pensionistin aus der ehemaligen DDR arbeitet bereits ehrenamtlich beim Roten Kreuz und wird auch den Besuchern der Teestube zur Seite stehen. Sie weiß, Armut hat viele Gesichter – auch in Wörgl. Erfahrungen mit Menschen, die täglich um ihre Existenz kämpfen, hat auch Alexander Zauner gemacht. In Innsbruck bekochte der Geologie-Student regelmäßig Obdachlose.
Bis Ende März sollen sich die Türen der Teestube täglich öffnen – dann werde man evaluieren und schauen, was aus dem Projekt werden kann, so Ponholzer. „Eigentlich wäre es die Aufgabe der öffentlichen Hand und karitativer Einrichtungen. Aber wir hoffen, mit unserer Arbeit Inspiration und einen Anstoß geben zu können“, hoffen Ponholzer und das Teestuben-Team auf Hilfe – auch von politischer Seite. „Immerhin hatte der eine oder andere Obdachlosigkeit zum Thema für die Nationalratswahl gemacht.“